Lange Warteliste für Heimplatz
Der Wegfall des Pflegeregresses verschärft die Situation um Pflegeheime.
Seit Anfang des Jahres ist der Pflegeregress abgeschafft. Seither spitzt sich die Situation um Salzburgs Seniorenwohnheime zu. Befürchtungen, wonach der Andrang auf öffentliche Heime stark zunehmen werde, da die öffentliche Hand nicht mehr auf Vermögen oder Immobilien von Bewohnern zugreifen kann, haben sich bewahrheitet. In der Stadt Salzburg stehen derzeit 180 Personen auf einer Warteliste für einen Heimplatz. Im Vorjahr waren es zu dieser Zeit des Jahres noch 100 Personen.
Die Verdoppelung der Warteliste sei zwar nicht allein auf den Wegfall des Pflegeregresses zurückzuführen, sagt Ernst Hörzing, zuständiger Amtsleiter der Stadt Salzburg. „Aber die neue Regelung hat die Situation verschärft.“
Von den 180 Personen auf der Warteliste hätten 100 die Pflegestufe 3 oder höher. 80 der Personen hätten zumindest um eine Erhöhung auf Pflegestufe 3 angesucht. „Bei diesen Damen und Herren ist abzusehen, dass sie die erhöhte Pflegestufe auch bald bekommen werden.“
Die Vergabe der Plätze werde nach Dringlichkeit gereiht. „Wer eine hohe Pflegestufe hat, oder bei wem andere Gegebenheiten die Unterbringung in einem Pflegeheim notwendig machen, bekommt schneller einen Platz.“
Die Situation erheben Magistratsmitarbeiter bei Hausbesuchen, sagt Hörzing. „Die Damen und Herren mit niedrigeren Punktezahlen müssen wir öfter besuchen. Das ist weder für die Betroffenen noch für meine Mitarbeiter eine angenehme Situation. Auch die Sozialarbeiter sind großen Belastungen ausgesetzt, weil sie wegen fehlender Heimplätze nicht helfen können.“
Ein weiterer Faktor, der zu der langen Warteliste auf einen Heimplatz führt, ist der Personalmangel im Pflegebereich. So sind etwa im neuen Seniorenwohnhaus in Itzling nach wie vor zwei Hausgemeinschaften nicht belegt, weil man die nötigen Pflegeassistentinnen oder -assistenten nicht findet, um die Heimplätze vergeben zu können. Diese Situation beschäftige derzeit alle Anbieter, sagt Hörzing. „Auch im ambulanten Pflegebereich werden händeringend Pflegekräfte gesucht. Wir leiden alle unter einem akuten Personalmangel.“
Der Wegfall des Pflegeregresses führt auch zu einem Anstieg bei den Sozialhilfeempfängern. Sozialhilfe bekommen alle, bei denen das Einkommen nicht ausreicht, um den Pflegeplatz zu finanzieren. Im Vorjahr waren immerhin 30 Prozent aller Heimbewohner im Bundesland Salzburg Selbstzahler. Das sei im Bundesländervergleich ein hoher Prozentsatz, heißt es aus dem Büro des ressortzuständigen Landesrates Heinrich Schellhorn (Grüne). Für heuer rechne man damit, dass es nur noch zwei oder drei Prozent Selbstzahler geben wird.
Die Anträge auf Sozialhilfe sind seit dem Vorjahr stark gestiegen. Im Dezember 2017 gab es in Salzburg 3445 Sozialhilfeempfänger. Im März waren es bereits 4317, die jüngste Zahl gibt es von Seiten des Landes vom Juni, da gab es in Salzburg 4419 Sozialhilfeempfänger. Mit 35 Millionen Euro an zusätzlichen Ausgaben rechnet das Land Salzburg im kommenden Budget. Die Lücke im Sozialbudget soll mit Bundesmitteln geschlossen werden.
Den Druck auf private Heimbetreiber hoffte das Land mit einer Erhöhung der Tagsätze, die seit August in Kraft ist, abzufedern. Weitere Maßnahmen werden in einer Arbeitsgruppe der von der Landesregierung gegründeten Pflegeplattform besprochen.
„Belastung für Mitarbeiter, weil sie nicht helfen können.“