Bei den Metallern spritzen die Funken
Stocken die Lohnverhandlungen auch bei der vierten Verhandlungsrunde am Freitag, droht ein Streik. Bisher gingen Arbeitgeber und Arbeitnehmer nicht aufeinander zu. Über Geld haben sie noch nicht einmal gesprochen.
WIEN. Nach den Verhandlungen ist vor den Verhandlungen. Das Ringen um einen neuen Kollektivvertrag für die 130.000 Mitarbeiter der Metalltechnischen Industrie (MTI) in Österreich geht weiter. In der Nacht auf Mittwoch trennten sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer nach fast zwölfstündigen Verhandlungen ohne Ergebnis. Nächster und vorerst letzter Termin ist Freitagnachmittag. Verstreicht auch diese Runde ohne echte Annäherung, drohen die Arbeitnehmer mit „gewerkschaftlichen Maßnahmen“– von Informationsveranstaltungen bis zum Streik als letztem Mittel. Um bei Bedarf schnell handeln zu können, hat der Gewerkschaftsbund ÖGB schon vorsorglich einen Streikbeschluss gefasst, die formale Erlaubnis für einen bereits in Aussicht gestellten „heißen Herbst“.
Gibt es auch am Freitag kein Ergebnis, „dann werden wir die Schlagzahl erhöhen“, sagt Rainer Wimmer, Vorsitzender der Produktionsgewerkschaft ProGe und zusammen mit Karl Dürtscher von der GPA-djp Chefverhandler auf Gewerkschaftsseite. Beide lassen keinen Zweifel daran, nötigenfalls „alle gewerkschaftlichen Maßnahmen ausschöpfen“zu wollen.
Bei der bereits dritten Verhandlungsrunde am Mittwochabend gab es keine echte Annäherung. Nicht allzu weit auseinander zu liegen scheint man diesmal lediglich bei der Inflation (für die vergangenen zwölf Monate) in Österreich, die die einen bei 2,1 und die anderen bei 2,05 Prozent sehen. Ansonsten liegt man in den meisten Punkten noch weit auseinander. „Wir sind noch lange nicht auf der Zielgeraden“, so formulierte es ein Beobachter.
Über das Geld wurde noch gar nicht gesprochen. Im Raum steht eine Forderung der Gewerkschafter von fünf Prozent mehr Lohn und Gehalt beziehungsweise bei niedrigen Einkommen einem Plus von mindestens 100 Euro. Ein Gegenangebot der Arbeitgeber liegt noch nicht vor. Sie verweisen aber auf die sogenannte Benya-Formel, laut der die Löhne um die Summe aus Inflation und halber Produktivitätssteigerung (der Gesamtwirtschaft, aktuell 0,7 Prozent) steigen sollten, das wären somit 2,35 Prozent.
Vorerst aber geht es um das sogenannte Rahmenrecht. Die Arbeitnehmer wollen sich erwartete Nachteile aus der von der Regierung beschlossenen Arbeitszeitflexibilisierung – Stichwort Zwölf-StundenTag – abgelten lassen. Sie fordern ein ganzes Paket, darunter höhere Zuschläge für die elfte und zwölfte Arbeitsstunde, höhere Schichtzulagen sowie Arbeitszeitverkürzungen für Schwerarbeitsbereiche. Weiters wollen die Gewerkschaften eine Verankerung des Anspruchs auf eine Vier-Tage-Woche und einen im KV verankerten Kündigungsschutz, wenn verlangte Mehrarbeit verweigert wird. Dazu kommt noch die leichtere Erreichbarkeit einer sechsten Urlaubswoche oder höhere Lehrlingsentschädigungen. Der Fachverband Metalltechnische Industrie (FMTI) als Arbeitgebervertretung pocht auf eine Modernisierung des Kollektivvertrags, der dann auch länger gelten soll, mindestens 18 Monate, am besten aber zwei oder drei Jahre, um Planungssicherheit zu bieten. Der angestrebte „KV 4.0“soll Arbeiter und Angestellte aneinander angleichen. Die Arbeitnehmer sind skeptisch, sie befürchten Kürzungen hinter der vorgeblichen Vereinfachung.
FMTI-Obmann Christian Knill vermisst bei den Arbeitnehmern die Bereitschaft, sich auf die globalen Herausforderungen vorzubereiten. „Vor der Zukunft kann man sich nicht verstecken“, mahnt er. Er sei aber zuversichtlich, dass sich etwas bewegen werde. „Wir sehen Licht am Ende des Tunnels.“
„Wenn sich am Freitag nichts bewegt, werden wir die Schlagzahl erhöhen.“Rainer Wimmer, Gewerkschafter