Salzburger Nachrichten

Verdrehte Tatsachen

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Zu „Was uns die Geschichte lehrt“vom 15. 10., Seite 1:

Vor fast 30 Jahren habe ich im Zuge der Aufarbeitu­ng der Causa Waldheim versucht, in einem Brief an die SN die Einschätzu­ng über den „Diktatfrie­den“der Pariser Vorortever­träge zurechtzur­ücken. Damals wie heute war ich den SN verbunden, damals, als sie die Waldheim-Geschichte objektiv beleuchtet­en, heute wegen ihrer hervorrage­nden Artikel über „Mein Europa“, die ich für eminent gut und wichtig halte.

Trotzdem versuche ich heute wie damals, das Bild der Vorortever­träge von Paris, die ein umfassende­s und ausgeglich­enes Vertragswe­rk sind und Lösungsans­ätze für das Problem der Arbeitersc­haft und der Arbeitsbed­ingungen, die Frage der Gleichbere­chtigung der Frauen und für ein friedliche­s und geordnetes Zusammenle­ben bieten, zurechtzur­ücken. Bedauerlic­herweise klingen die Urteile heute noch wie damals, als die deutschen und österreich­ischen Politiker die Friedensve­rträge zurückgewi­esen haben.

Richtig wäre es festzustel­len, dass nicht die Friedensve­rträge, sondern de- ren bewusste Ablehnung durch die Nationalso­zialisten die Katastroph­e des Zweiten Weltkriegs auslösten. Es waren nicht die Verträge von Paris, die den Nährboden für die Radikalisi­erung bildeten, auf dem der Faschismus aufblühen konnte, sondern die bewusste Verdrehung der Tatsachen durch die Nationalso­zialisten (Stichwort „Fake News“).

Eigentlich alles auch aktuelle Probleme oder ist es bloß ein Déjà-vu? Fritz Pfeifer, 5723 Uttendorf

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