Aus Buchstaben werden mächtige Sprachbilder
Wie groß ist die „Macht der Sprache“? Das Museum der Moderne blickt in die Generali-Sammlung.
Wenn in einem Text geschwärzte Balken auftauchen, geht es meist darum, heikle Passagen zu verbergen. Der Künstler Gerhard Rühm verfuhr 1962 allerdings umgekehrt: Auf Titelseiten der „Neuen Tageszeitung“ließ er den ganzen Text im Schwarz verschwinden. Nur Stellen mit dem Wort „und“ließ er bestehen, um den Überfluss an Informationen aufzuzeigen.
Sprache ist ein Machtinstrument: Das zeigte auch die polnische Künstlerin Ewa Partum mit ihrer „aktiven Poesie“in den 70er-Jahren. Das kommunistische Regime habe damals große Papierbuchstaben, wie es sie in jedem Geschäft zu kaufen gab, verwendet, um seine Parteiparolen unters Volk zu bringen, erinnert sich Partum. Die Künstlerin hingegen streute dieselben Buchstaben anarchisch auf der Straße aus: „Das hatte große Wirkung.“Derzeit liegt Partums Sprachhaufen auf dem Boden des Salzburger Museums der Moderne auf dem Mönchsberg, und Rühms Arbeit hängt nicht weit davon. „Macht der Sprache“heißt die aktuelle Präsentation von Werken aus der Sammlung Generali, die Kuratorin Antonia Lotz zusammengestellt hat. Lotz hat Konzeptkunst aus der Sammlung, die als Dauerleihgabe im Haus betreut wird, mit Werken aus den museumseigenen Beständen in Dialog gestellt. In dem Moment, als Konzeptkünstler begannen, die Idee selbst zum Werk zu erklären, sei Sprache ein zentrales Medium der Bildenden Kunst geworden, sagte die Kuratorin. Aktuelle Anlässe für das Thema habe sie aber auch in täglichen Zeitungsschlagzeilen gefunden: Auch Trump-Sager und AfD-Parolen machen deutlich, was Sprache mit Macht zu tun hat.
Der neue Museumsdirektor Thorsten Sadowsky sagte beim Pressetermin, er wolle das Prinzip der Sammlungspräsentationen unter wechselnden Themen fortführen. Im Dezember wird er sein erstes Programm vorstellen.