Unstillbares Verlangen nach Gerechtigkeit
Freya Becker (Iris Berben, kaum geschminkt in ihrer schwärzesten Rolle) führt beim LKA Berlin Protokoll. Was sie hier erlebt, spottet jeder Beschreibung, obwohl Freya unentwegt Buchstaben in den PC klopft. Andererseits ist sie mit ihren Gedanken nicht immer bei der Sache. Den Verlust ihrer Tochter Marie, die elf Jahre zuvor spurlos verschwunden ist und die immer wieder in ihren Träumen auftaucht, kann sie nicht verwinden.
Daheim angekommen, hat sie immerhin eine hungrige Katze, die sich über Zuwendung und Futter freut. Und ein Telefonat mit ihrem fürsorglichen Bruder.
Als Freya bei der Arbeit mit einem Fall über das ebenfalls verschwundene Mädchen Sandra konfrontiert wird, beschließt sie, der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Unterstützt wird sie dabei von Damir (Johannes Krisch), mit dessen Hilfe sie künftig Mörder jagen will, die ihrer Meinung nach von der Justiz entweder gar nicht oder zu wenig bestraft wurden. Dann erhält die Abteilung einen neuen Chef (Peter Kurth), der sich in Freya verliebt und alles ändert.
Die Wandlung von Iris Berben als Nummerngirl neben Ingrid Steeger in „Zwei himmlische Töchter“und Klamaukpartnerin von Diether Krebs in „Sketchup“hin zu der angesehenen Charakterschauspielerin von „Rosa Roth“gehört zu den filmhistorischen Besonderheiten. Die heute 68-Jährige ist Präsidentin der Deutschen Filmakademie und hat eine im Umfang kaum noch überschaubare Filmografie, darunter zwar nicht durchwegs cineastische Meisterwerke, aber sie drückt den Filmen in jedem Fall ihren Stempel auf.
Der Schriftsteller Friedrich Ani („Kommissar Süden“) hatte die Idee zur Geschichte der „Protokollantin“, die aber auch von Ferdinand von Schirach („Schuld“) hätte stammen können. Die moralische Fragwürdigkeit der Hauptfigur verdient allerdings nähere Betrachtung und konterkariert auch den Sympathiefaktor, der ihr eigen ist. Es gibt ein Wiedersehen mit den „Babylon Berlin“-Schauspielern Peter Kurth und Mišel Matičević. Außerdem wirken Moritz Bleibtreu („Schuld“), Andreas Lust („Schnell ermittelt“), Nadeshda Brennicke sowie der österreichische Burgtheater-Star Johannes Krisch mit.
Die fünfteilige Serie „Die Protokollantin“wird ab heute samstags, ab 21.45 Uhr im ZDF gezeigt. Für serienbegeisterte Zuschauer, die gern online schauen, ist „Die Protokollantin“schon jeweils 24 Stunden vor der TV-Ausstrahlung und dann für 180 Tage in der ZDFmediathek zu sehen.
„Die Protokollantin“soll der Beginn sein für mehrere neue deutsche Miniserien, die vom ZDF künftig auf diesem Sendeplatz gezeigt werden sollen.