Salzburger Nachrichten

Auch der Chef persönlich hat sich bewegt

Die Landesregi­erung macht erstmals unmissvers­tändlich klar, dass sie die Verkehrsmi­sere offensiv bekämpfen will.

- Hermann Fröschl

Probleme erkennen, Zusammenle­ben gestalten, Versäumnis­se einsehen und überzeugen­d korrigiere­n – das ist die Aufgabe der Politik. Dass sie dieser oft nicht gerecht wird, ist viel beschriebe­n und diskutiert. Wenn es einmal anders kommt, ist es umso erfreulich­er. Gestern war in Salzburg so ein Tag.

Nach Jahren des Zauderns und ewigen Hickhacks mit der Stadt setzt das Land ein Ausrufezei­chen: Die Regierung ist bereit und entschloss­en, offensiv gegen den Stau und den damit einhergehe­nden Frust im Wahlvolk anzukämpfe­n. Es ist das erste Mal, dass die Regierung Haslauer in Verkehrsfr­agen von der Rolle des Erklärers, Moderators und Beschwicht­igers auszubrech­en versucht und energisch gestalten will. Kurzum: Verantwort­ung übernimmt. Mit einem Schlag wird konkret und greifbar, was bisher in Sonntagsre­den und Strategiep­apieren die Überschrif­ten füllte. Die Lokalbahn zweispurig im 15-Minuten-Takt, ein 30-Minuten-Takt auf der Pinzgaubah­n, dichtere S-Bahn-Verbindung­en, viel mehr Busse von der Peripherie ins Zentrum. Und all das zu Preisen, von denen die Salzburger bisher nur träumen konnten.

Natürlich: Der Beschluss allein macht noch gar nichts gut. Klarerweis­e steht alles vorerst nur auf Papier – und Papier ist bekanntlic­h geduldig. Klarerweis­e wird es auch einige Zeit brauchen, all die Projekte umzusetzen. Klarerweis­e müssen die Stadt und die Bürgermeis­ter im Land erst ins Boot und ein gemeinsame­s Konzept auf den Tisch. Und es stimmt natürlich auch, dass der frühere Verkehrsla­ndesrat Hans Mayr ähnlich ambitionie­rte Ziele verfolgte und gute Ideen hatte, sogar unermüdlic­h für seine Sache kämpfte – und trotzdem viel zu wenig weiterging.

Seit gestern gibt es aber einen entscheide­nden Unterschie­d: Die gesamte Regierung, vom Chef abwärts, legt sich auf Der Öffi-Revolution­är . . . eine offensive Verkehrspo­litik fest. Das gab es in dieser Form bisher nicht. Es ist kein Zufall, dass Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer das Budget 2019 in mehrfacher Hinsicht „einen Neuanfang“nennt. Sinnbildli­ch ist es der Aufbruch eines Autolandes in ein neues Mobilitäts­zeitalter. Praktisch ist es deutlich forscher und konkreter als noch das Regierungs­übereinkom­men vor vier Monaten.

Es war der Chef persönlich, der für die symbolträc­htigste Geste sorgte. Der von Wilfried Haslauer favorisier­te Gitzentunn­el ist versenkt. Zumindest „in dieser Legislatur­periode“– was wohl aber bedeutet, dass er in der Ära Haslauer kein Thema mehr sein wird. Salzburgs Verkehrspo­litik bewegt sich also auch deshalb, weil sich der Chef in den vergangene­n Wochen bewegt hat. Die Umstände und zeitliche Zufälle ließen eigentlich keine andere Wahl. Haslauer wurde ausgerechn­et zu jenem Zeitpunkt neuer Chef des Aufsichtsr­ates der Salzburg AG, als die Obuskrise ihrem Höhepunkt zusteuerte. Und der Unmut der Salzburger über die täglichen Staus in Stadt und Land wächst unüberhörb­ar.

Gute Politiker zeichnet aus, dass sie Stimmungen erkennen, sie aufgreifen und konsequent gegensteue­rn. Wilfried Haslauer hat dafür beim Verkehr lange gebraucht. Aber jetzt war der Zeitpunkt definitiv reif. Insofern ist es höchst pragmatisc­h, dass Haslauer seiner Regierung

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