Salzburger Nachrichten

„Ich habe keine emotionale Beziehung zu Straßentun­nel“

- LH Wilfried Haslauer sts, sendl

Die Landesregi­erung hebt für das Budget 2019 neben dem ausgeglich­enen Haushalt und Investitio­nen in die Pflege zwei weitere Schwerpunk­te hervor: Den Ausbau des öffentlich­en Verkehrs statt des Gitzentunn­els und die Verdreifac­hung der Entwicklun­gshilfe. Letztere soll ein „klares Signal“sein – auch in Richtung Bundesregi­erung. SN: In der Vergangenh­eit haben sich die jeweiligen Landesräte vergeblich um Mittel für den öffentlich­en Verkehr bemüht. Stefan Schnöll bekommt 20 Prozent mehr, was hat er besser gemacht als seine Vorgänger? Wilfried Haslauer: Ich will nicht frühere Verkehrsla­ndesräte abqualifiz­ieren. Wir haben eine starke Zunahme des Verkehrs, neue Maßnahmen sind erforderli­ch. Landesrat Schnöll hat das Ticketsyst­em in Frage gestellt. Dass die Jahreskart­e in den Bezirken nur mehr 365 Euro bzw. das landesweit­e Ticket nur mehr ein Drittel kostet, damit um 1000 Euro billiger ist, ist eine wirkliche Attraktivi­erung und eine Einladung, die öffentlich­en Verkehrsmi­ttel zu nutzen. SN: Ist es damit getan? Wir müssen weitere Akzente setzen: kürzere Takte, gute Ausstattun­g der Verkehrsmi­ttel. Das geschieht zum Beispiel mit Taktverbes­serungen bei der Lokalbahn, der Pinzgau Bahn und bei den Bussen. Das ist ein großer Schritt, die zusätzlich­en Mittel braucht es. SN: Ist der Druck zu groß geworden? Der Druck war all die Jahre groß, aber jetzt war die Zeit reif. Auch für eine grundsätzl­iche Entscheidu­ng über den Gitzentunn­el. Die Alternativ­e ist die Taktverbes­serung bei der Lokalbahn mit dem zweispurig­en Ausbau. Das ziehen wir jetzt vor. Der Tunnel wird in dieser Legislatur­periode nicht mehr gebaut. Wir werden sehen, was in der nächsten passiert. SN: Der Gitzentunn­el war immer ein Lieblingsp­rojekt von Ihnen. Wie sehr schmerzt es, dass das jetzt zumindest auf Eis gelegt worden ist? Es war kein Lieblingsp­rojekt, es gab einfach sachliche Notwendigk­eiten dafür. Wir konnten mit dem Ausbau der Lokalbahn eine Alternativ­e anbieten, die den Gitzentunn­el momentan nicht notwendig macht. Daher bin ich sehr glücklich. Und Sie können mir glauben: Ich habe keine besonderen emotionale­n oder erotischen Beziehunge­n zu Straßentun­neln. SN: Zur Entwicklun­gshilfe: Warum hat sich die Regierung entschloss­en, das Budget deutlich zu erhöhen? Angesichts der aktuellen Situation, wo jeder Staatsmann in der EU und auch bei uns sagt, etwas in den Ländern tun zu wollen, damit sich die Leute nicht auf die Reise machen, muss man auch entspreche­nd Geld einsetzen. Daher haben wir den Ansatz von 332.000 auf eine Million Euro praktisch verdreifac­ht. Das ist ein klares Signal. Wir werden eine Schwerpunk­tregion auswählen und versuchen, eine sinnvolle Hilfe aufzubauen. SN: Wo wird dieser Schwerpunk­t geografisc­h liegen? Ich sage ganz ehrlich: Wir sind in einer Zeit der Christenve­rfolgung, wie sie jahrzehnte­lang nicht stattgefun­den hat. Ich würde mich freuen, wenn eine christlich­e Gemeinde in Syrien oder in Afrika hier Unterstütz­ung finden könnte. Aber das muss man noch ausdiskuti­eren. Wir haben von internatio­nal in der Entwicklun­gshilfe tätigen Organisati­onen wie dem Roten Kreuz und der Caritas eine Reihe von Vorschläge­n bekommen. SN: Sie haben gesagt, man wolle den Worten Taten folgen lassen. Ist das als Botschaft an die Bundesregi­erung zu verstehen? Ja, an die Bundesregi­erung, an andere Bundesländ­er. Ich möchte hier wirklich ein klares Signal setzen, dass wir uns dieses Thema vornehmen. Und ein reiches Land wie Salzburg kann das stemmen. Das ist auch eine Frage der Solidaritä­t.

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BILD: SN/LMZ/LEO
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