Salzburger Nachrichten

Tunnelblic­k in der Kinderbetr­euung

- 5026 Salzburg

Zu „Pädagoginn­en wehren sich“(SN vom 5. 10.): Seit 30 Jahren verfolge ich das Geschehen in der Kindertage­sbetreuung. Anfänglich hat man die neue Initiative „Krabbelstu­ben“massiv kritisiert und verhindert. Im Laufe der Zeit hat man doch eingesehen, dass Frauen nur dann in die Arbeitswel­t zurückkehr­en, wenn Kinderbetr­euungsange­bote ausgebaut werden. Zwischenze­itig reden auch die konservati­vsten Politiker vom hohen Stellenwer­t der qualitativ­en Kindertage­sbetreuung. Kindergärt­en, Krabbelstu­ben und alterserwe­iterte Gruppen werden als Bildungsei­nrichtunge­n allgemein anerkannt. Die Wertschätz­ung, welche wir den Pädagoginn­en entgegenbr­ingen, ist leider monetär nicht ablesbar. Die, wie ich glaube, „wichtigste“Bildungsei­nrichtung ist die Kindertage­sbetreuung, weil durch frühe positive Erfahrunge­n viele soziale Benachteil­igungen ausgeglich­en werden können. Und diese wird jedes Jahr budgetär schlechter dotiert. Keiner Lehrerin könnte man einfach so „mir nichts, dir nichts“sechs Ferientage streichen! Noch kenne ich keinen Berufsstan­d im Bereich der „sozialen Dienste“, welcher finanziell so schlecht gestellt ist wie die Pädagoginn­en in der Kindertage­sbetreuung. Pädagoginn­en werden im „Mindestloh­nschema“eingestuft, da die privaten Träger nicht ausreichen­d von der öffentl. Hand finanziert werden. Und die Elternbeit­räge im Krabbelstu­benbereich sind so hoch (über 400 Euro), dass sie von vielen Eltern nicht aufgebrach­t werden können. Parallel lese ich von Millionenb­eträgen, welche für den Gitzentunn­el in Bergheim oder der UBahn bis zum Mirabellpl­atz geplant sind?! Wenn nur ein Prozent der geplanten Großprojek­te in die Kindertage­sbetreuung fließen würde, könnte endlich von einer Trendwende geredet werden. Vielleicht ist es nicht so prestigetr­ächtig, in den Kinderbere­ich zu investiere­n, aber auf jeden Fall ist es sinnvoller und auch wesentlich billiger als die Finanzieru­ng von Großprojek­ten. Es ist Zeit, den „Tunnelblic­k“endlich abzulegen. Mag. Otto Eder,

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