Tunnelblick in der Kinderbetreuung
Zu „Pädagoginnen wehren sich“(SN vom 5. 10.): Seit 30 Jahren verfolge ich das Geschehen in der Kindertagesbetreuung. Anfänglich hat man die neue Initiative „Krabbelstuben“massiv kritisiert und verhindert. Im Laufe der Zeit hat man doch eingesehen, dass Frauen nur dann in die Arbeitswelt zurückkehren, wenn Kinderbetreuungsangebote ausgebaut werden. Zwischenzeitig reden auch die konservativsten Politiker vom hohen Stellenwert der qualitativen Kindertagesbetreuung. Kindergärten, Krabbelstuben und alterserweiterte Gruppen werden als Bildungseinrichtungen allgemein anerkannt. Die Wertschätzung, welche wir den Pädagoginnen entgegenbringen, ist leider monetär nicht ablesbar. Die, wie ich glaube, „wichtigste“Bildungseinrichtung ist die Kindertagesbetreuung, weil durch frühe positive Erfahrungen viele soziale Benachteiligungen ausgeglichen werden können. Und diese wird jedes Jahr budgetär schlechter dotiert. Keiner Lehrerin könnte man einfach so „mir nichts, dir nichts“sechs Ferientage streichen! Noch kenne ich keinen Berufsstand im Bereich der „sozialen Dienste“, welcher finanziell so schlecht gestellt ist wie die Pädagoginnen in der Kindertagesbetreuung. Pädagoginnen werden im „Mindestlohnschema“eingestuft, da die privaten Träger nicht ausreichend von der öffentl. Hand finanziert werden. Und die Elternbeiträge im Krabbelstubenbereich sind so hoch (über 400 Euro), dass sie von vielen Eltern nicht aufgebracht werden können. Parallel lese ich von Millionenbeträgen, welche für den Gitzentunnel in Bergheim oder der UBahn bis zum Mirabellplatz geplant sind?! Wenn nur ein Prozent der geplanten Großprojekte in die Kindertagesbetreuung fließen würde, könnte endlich von einer Trendwende geredet werden. Vielleicht ist es nicht so prestigeträchtig, in den Kinderbereich zu investieren, aber auf jeden Fall ist es sinnvoller und auch wesentlich billiger als die Finanzierung von Großprojekten. Es ist Zeit, den „Tunnelblick“endlich abzulegen. Mag. Otto Eder,