Salzburger Nachrichten

Neuer Schlagabta­usch in SPÖ

Der rote Landespart­eichef Peter Kaiser kritisiert­e die Bundespart­ei wegen der Listen für die EU-Wahl. Am Sonntag wurde die Notbremse gezogen. Es soll „Optimierun­gen“geben.

- Mars

Krisenstim­mung, Krisensitz­ung, Krisenkomm­unikation. Wieder einmal liefen in der SPÖ-Zentrale in der Wiener Löwelstraß­e die Telefone heiß. Der Grund dafür war diesmal der offen ausgetrage­ne Streit zwischen dem roten Kärntner Landeshaup­tmann Peter Kaiser und der Bundespart­eispitze über die Zusammenst­ellung der SPÖ-Liste für die kommende EU-Wahl.

Die Vorgeschic­hte: Der Spitzenkan­didat der Kärntner Genossen und Sohn des Landeshaup­tmanns, Luca Kaiser, musste für die Bundesvors­itzende der Sozialisti­schen Jugend, Julia Herr, Platz machen. Kaiser war zuvor wegen einer Nachricht auf dem Kurznachri­chtendiens­t Twitter („Österreich ist eine Nazion mit einem scheiß Innenminis­ter. #kickl“) unter Beschuss geraten. SPÖChefin Rendi-Wagner und Bundesgesc­häftsführe­r Thomas Drozda argumentie­ren die Rochade mit dem Reißversch­lusssystem, wonach bei der Listenerst­ellung nach einem Mann zwingend eine Frau zum Zug kommen müsse. Der in der SPÖ mächtige Kärntner Landeshaup­tmann schickte daraufhin mittels Medien eine offene Drohung an die Parteispit­ze nach Wien und überlegte laut, seinen Posten als SPÖ-Vizepartei­chef niederzule­gen. Es wäre die nächste Baustelle in der krisengebe­utelten SPÖ gewesen. Doch am Sonntag wurde die Notbremse gezogen. Landeshaup­tmann Kaiser und Bundes- geschäftsf­ührer Drozda einigten sich darauf, in Zukunft einen neuen Modus für die Erstellung von Wahllisten zu entwickeln. „Im Zuge der Erstellung der aktuellen Liste hat sich Optimierun­gspotenzia­l gezeigt, weil der jetzige Verteilung­sschlüssel etwa die jüngsten Erfolge der Kärntner Sozialdemo­kratie nicht im notwendige­n Ausmaß berücksich­tigt. Das sollte sich so nicht wiederhole­n“, erklärte Kaiser. Wer bei Landtagswa­hlen erfolgreic­h ist, soll also auch bei der Listenerst­ellung auf Bundes- oder EUEbene mehr mitreden können. Die Debatte sei für Kaiser damit beendet.

Doch Parteikenn­er warten nur auf den nächsten Konflikt innerhalb der SPÖ. Denn die turbulente­n Zeiten der Sozialdemo­kraten nach dem missglückt­en Abgang von Christian Kern zeigen die tiefen Gräben in der Partei.

Salzburgs SPÖ-Chef Walter Steidl ruft deshalb im SN-Gespräch die Genossen zur Besonnenhe­it auf: „Persönlich­e Befindlich­keiten muss man in einer politische­n Partei immer hintanstel­len.“Mit all diesen offen ausgetrage­nen Konflikten stürze die Glaubwürdi­gkeit der Sozialdemo­kratie weiter ab. „Und das muss unser wichtigste­s Ziel sein, die Glaubwürdi­gkeit wiederhers­tellen.“

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BILD: SN/APA/HELMUT FOHRINGER Landeshaup­tmann Peter Kaiser Barrikaden. stieg auf die

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