Salzburger Nachrichten

Demokratie muss gelebt werden

- 5163 Mattsee

In der „Mittagszei­t“im ORF Salzburg vom Montag, 15. Oktober, wurde über die Demokratie in Österreich diskutiert. Viele Anruferinn­en oder Anrufer äußerten sich sehr verärgert über unsere Politik. Ich kam nicht durch und möchte daher meine Meinung in den SN veröffentl­ichen.

Wir haben eine funktionie­rende Demokratie, doch viele Wählerinne­n und Wähler scheinen das zu ignorieren. In einer lebendigen Demokratie genügt es nicht, alle paar Jahre die sympathisc­hsten Menschen zu wählen und darauf zu hoffen, dass diese in vorauseile­ndem Gehorsam alle Wünsche erfüllen. Demokratis­ches Verhalten erfordert auch, dass man mit den Mandatsträ­gern Kontakt aufnimmt und ihnen seine Meinung per Mail, per Brief oder in öffentlich­en Versammlun­gen mitteilt. Aber ich gebe zu, dass viele Gesetzesma­terien so komplizier­t sind, dass es die Wähler/-innen überforder­t, sich die Texte genau durchzules­en und sie zu bewerten. Das ist auch die Schwäche einer direkten Demokratie. Bestes Beispiel einer undurchsch­aubaren Materie ist die von so vielen be- jubelte Krankenkas­senreform. Die Zusammenle­gung wäre ja nicht so schlimm, doch das Durchgriff­srecht des Sozialmini­steriums bei allen Kassen und medizinisc­hen Neubauten kann nur den Zweck haben, die Leistungen der Krankenkas­sen schrittwei­se zu kürzen. Das entspricht auch genau den Forderunge­n des Hajek-Instituts und der Agenda Austria, die schon lange ganz stark zugunsten der Privatvers­icherungen lobbyieren. Künftig werden die Arbeitgebe­r geringere Lohnnebenk­osten zahlen, doch um die gleichen Leistungen zu erhalten, werden die Patienten/-innen tief in die eigene Tasche greifen müssen.

Die Politikeri­nnen und Politiker machen insbesonde­re das, was das Volk von ihnen fordert. Fordert die Bevölkerun­g nichts, tun sie das, was ihnen die mächtigen Thinktanks der Reichen einreden. Mag. Franz Pöschl

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