Nach 19 Jahren schließt sich in Wien der Kreis
Jürgen Melzer beendet in der Stadthalle seine große Karriere im Einzel. Gegen Raonic lässt er sich heute von den Emotionen überraschen.
WIEN. Im „Schatten“von Dominic Thiem, vor allem aber verletzungsbedingt ist es in den vergangenen Jahren ruhig geworden um Jürgen Melzer. Heute, Montag (nicht vor 19 Uhr/live auf ORF Sport+ und Sky), jedoch bekommt jener Mann, der nach Thomas Muster und vor Thiem über ein Jahrzehnt lang Österreichs Fahne im Tennis hochgehalten hatte, (zumindest) noch einmal die Bühne in der Wiener Stadthalle. Dort, wo 1999 eine große Karriere ihren Anfang hatte, wird sie im Einzel nun zu Ende gehen.
„Ich bin selbst gespannt, wie es wird. Wie sehr ich meine Emotionen im Griff haben kann. Es wird natürlich kein Match wie jedes andere, aber ich werde mich so teuer wie möglich verkaufen und bin sicher nicht chancenlos“, erzählt Melzer den SN vor seinem Erstrundenmatch gegen den Aufschlagriesen Milos Raonic. Im besten Fall ist es noch nicht sein letzter Auftritt, wenngleich er freilich Außenseiter ist. „Aber wer weiß? Wenn ich das Turnier gewinne, muss ich es mir noch einmal überlegen“, sagt der 37-Jährige mit einem Lächeln.
Zwei Mal, 2009 und 2010, hat er den Klassiker ja gewonnen und ist damit neben Horst Skoff der einzige Österreicher, dem das gelungen ist. „Diese zwei Triumphe vor heimischem Publikum gehören sicher zu den ganz großen Höhepunkten meiner Karriere. Ich will und kann da kein Ranking erstellen, aber sie sind neben dem Halbfinale in Paris (2010) und dem ein oder anderen Davis-Cup-Match nicht zu überbieten“, blickt Melzer auf seine Einzelkarriere zurück. Als Nummer acht der Welt wird er diese als drittbester Österreicher beenden.
Fast auf den Tag vor 19 Jahren, bestritt der damals 18-jährige Junioren-Wimbledonsieger in der Stadt- halle sein erstes von 633 Matches auf der ATP-Tour. „Ich kann mich daran erinnern, als wäre es gestern gewesen. Dass sich jetzt hier, wo ich so viel erleben durfte, der Kreis schließt, könnte besonderer nicht sein“, sagt der Niederösterreicher.
Jedoch soll es nicht sein endgültiger Abschied vom Profitennis sein. Denn im Doppel wird er seine Karriere, in der er zwei Grand-Slam-Titel holte, fortsetzen. „Ich kann im Doppel noch immer jede Woche auf Weltklasseniveau spielen und es macht mir auch noch zu viel Spaß, um aufzuhören. Die Familie unterstützt mich hier auch zu hundert Prozent“, sagt der mit ExSchwimmerin Fabienne Nadarajah verheiratete Familienvater.
Dominic Thiem ist erstmals am Dienstagabend im Einsatz. Der topgesetzte Mitfavorit bekommt es aber nicht wie ausgelost mit Richard Gasquet, der verletzt absagte, zu tun, sondern mit dem belgischen Qualifikanten Ruben Bemelmans.
„Ich bin selbst gespannt, wie ich meine Emotionen im Griff haben kann.“Jürgen Melzer, Tennisprofi