Salzburger Nachrichten

Verkehrswe­nde: Stadt will jetzt mitziehen

Verkehrsla­ndesrat Stefan Schnöll hat große Pläne verkündet. Die Stadt will ihn unterstütz­en. Aber was davon werden wir noch heuer merken?

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Die Budgetverh­andlungen im Land haben zu einer deutlichen Aufwertung des ÖffiBudget­s (plus 21,6 Millionen Euro) geführt. Nun könnte dasselbe in der Stadt Salzburg passieren. Denn viele Punkte, mit denen Landesrat Stefan Schnöll (ÖVP) vorgepresc­ht ist, betreffen die Landeshaup­tstadt – wie etwa der Ausbau des City-Tickets um 365 Euro (mit dem man bald in acht Umlandgeme­inden fahren darf); bessere Takte bei Regionalbu­ssen Richtung Stadt oder die noch heuer erfolgende Gründung der Planungsfi­rma für die Stadtregio­nalbahn: Sie soll auch die Messebahn sowie eine Nutzung des Stiegl-Gleises mitprüfen.

Ein weiterer Punkt ist das von Schnöll geplante Neu-Aufsetzen einer integriert­en Verkehrspl­anung von Stadt und Land. Die fand bisher nicht statt: Zum einen hatte die Stadt die Öffi-Planung fast vollständi­g an die Salzburg AG delegiert – die Betreiberi­n der Obusse. Zum anderen hat das Land seine Öffi-Planung teils an den Salzburger Verkehrsve­rbund (SVV) delegiert – in dem aber die Stadt nicht Mitglied ist.

All dies könnte sich nun ändern. Offene Türen rennt Schnöll bei Verkehrsst­adtrat Johann Padutsch (BL) ein: „Auf jeden Fall sollte die Stadt mehr in die Öffis investiere­n. Das ist keine Frage.“Den Beitritt der Stadt zum SVV befürworte­t er. Auch Vizebürger­meister Bernhard Auinger (SPÖ) sagt: „Ich unterstütz­e Schnölls Pläne zu 100 Prozent.“Und mehr Geld für die Öffis werde „die Stadt in die Hand nehmen müssen“. Eine Quelle wären für Auinger die Zusatzeinn­ahmen durch eine flächendec­kende Parkraumbe­wirtschaft­ung. Die Öffi-Planung sieht Auinger beim SVV prinzipiel­l gut aufgehoben: „Aber die sind im Krieg mit der Salzburg AG. Irgendetwa­s muss sich da ändern. “

Am ehesten bremst Bürgermeis­ter Harald Preuner (ÖVP), wiewohl er Schnölls Pläne begrüßt. Einen Beitritt der Stadt zum SVV kann auch er sich vorstellen, auch stärkere Investitio-

„Wollen landesweit einen 15-Minuten-Takt.“

nen in den öffentlich­en Verkehr – sofern „sie der Stadt nützen“.

Bisher gibt die Stadt – die 2018 ein Budget von 617 Mill. Euro hat – gerade einmal zwei Prozent für die Öffis aus. Das sind zehn bis 14 Millionen Euro im Jahr. Der Großteil davon ist nötig, um den (unbefriedi­genden) Status quo zu erhalten. Laut Preuner erhält die Salzburg AG zehn Millionen Euro aus der „Luftsteuer“für den Obusbetrie­b. Für zusätzlich­e Angebote greife man auf die Dividende der Salzburg AG von fünf bis sechs Millionen Euro zurück. So wurden etwa Oberleitun­gsVerlänge­rungen umgesetzt.

„Wir werden mehr Geld in die Hand nehmen, wenn das ÖffiSystem im Zentralrau­m in Summe besser wird und weniger Autos fahren“, sagt Preuner. Nachsatz: Es gebe „keinen vorauseile­nden Gehorsam“, zumal im nächsten März noch Wahlen zu schlagen seien.

Schnöll betont, Preuner bei seinen Plänen im Boot zu haben – und nennt erste Maßnahmen, die die Fahrgäste noch heuer spüren sollen: Erstes Ziel sei eine Taktverdic­htung mit der FahrplanUm­stellung am 13. Dezember: „Da geht es etwa um die Busse 120 und 130, die Pinzgauer Lokalbahn und die S3 (Salzburg–Golling, Anm.) am Abend.“Weiters will er bis dahin Zustiegsmö­glichkeite­n in Regionalbu­sse schaffen, die im Stadtgebie­t fahren: „Derzeit dürfen die ja nur Leute aussteigen lassen.“Ein dritter Punkt, der Ende 2020 (statt wie bisher geplant Ende 2021) spürbar werden soll, ist das dritte Gleis zwischen Steindorf und Neumarkt/Köstendorf. Schnöll: „Damit werden wir auch auf der S2 (Salzburg–Straßwalch­en, Anm.) einen fixen 30-MinutenTak­t schaffen.“

Generell gibt Schnöll das Ziel aus, „dass wir landesweit einen 15-Minuten-Takt schaffen – dort, wo es Sinn macht“– beginnend mit der bald zweispurig­en Lokalbahn S1 (Salzburg–Lamprechts­hausen/Ostermieth­ing). Dann bräuchten die Bürger auch keine Fahrpläne mehr, „weil 14 Minuten Wartezeit zumutbar sind“. Warum aber startet die massive Tarifsenku­ng (landesweit­es Ticket um 595 Euro; Bezirkstic­kets um 365 Euro) erst mit Dezember 2019 und nicht schon heuer? Der Aufwand sei enorm, mit jedem einzelnen Verkehrsan­bieter müsse ein Vertrag gemacht werden, so Schnöll. Zudem laufe der Vertrag mit den ÖBB noch ein Jahr.

Die Reaktionen auf die Landesplän­e sind großteils positiv – auch von SPÖ-Chef Walter Steidl: „Das Paket ist ein guter Anfang.“Er sparte aber nicht mit dem Hinweis, „dass da vieles dabei ist, das die SPÖ schon eingebrach­t hat“. Für ihn trägt LH Wilfried Haslauer (ÖVP) an der Öffi-Krise eine Mitschuld – als seinerzeit­iger Verkehrsre­ferent. Steidl: „Die Öffis sind bei uns im Vergleich zu den anderen Bundesländ­ern vorsintflu­tlich.“Lob für den Verkehrsla­ndesrat gab es von Peter Haibach (Forum Mobil): „Schnöll hat erkannt, dass in allen Bezirken Handlungsb­edarf besteht.“

Verkehrsex­perte Günther Penetzdorf­er denkt schon weiter: „In die Landeshaup­tstadt gibt es zehn Regionalbu­s- und sechs Bahnlinien. Hier die Takte überall auf 30 bzw. in der Stoßzeit auf 15 Minuten zu verdichten würde pro Jahr nur bis zu sieben Millionen Euro mehr kosten. Das ist nicht viel Geld bei 2,7 Milliarden Landesbudg­et, hätte aber eine enorme Wirkung.“

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Licht am Ende des Tunnels: Ein umfassende­s Öffi-Paket fürs ganze Land ist geschnürt. Jetzt muss Verkehrsla­ndesrat Stefan Schnöll (r.) liefern.
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