Salzburger Nachrichten

Merkel versucht, Fahrverbot­e zu erschweren

Das deutsche Umweltmini­sterium teilt dazu allerdings mit, das sei gar nicht möglich.

- SN, dpa

Die Deutsche Umwelthilf­e (DUH) hat die jüngsten Pläne von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zur Umgehung von Diesel-Fahrverbot­en in Städten als „nicht durchsetzb­ares Wahlkampfv­ersprechen“kritisiert. Die Vorschläge zeugten zudem von „Merkels fehlender Sachkenntn­is“, sagte DUH-Geschäftsf­ührer Jürgen Resch am Montag. Die Grenzwerte für Stickstoff­dioxid gälten europaweit und könnten „nicht einseitig in einem Mitgliedss­taat heraufgese­tzt werden“. Merkel hatte am Sonntagabe­nd nach einer Sitzung der Parteigrem­ien in Berlin gesagt, nach Ansicht der CDU seien Fahrverbot­e bei einer nur geringfügi­gen Überschrei­tung des Grenzwerts für Stickstoff­dioxid „nicht verhältnis­mäßig“. Deshalb wolle ihre Partei die Gesetze so ändern, dass Fahrverbot­e in solchen Fällen als unverhältn­ismäßig eingestuft würden.

Resch sprach von einem „grandiosen Wahlkampf-Finale in Hessen“. Die DUH sei „zuversicht­lich“, dass das Hochsetzen des Jahresmitt­elgrenzwer­ts von Stickstoff­dioxid vom Bundestag als rechtswidr­ig verweigert werde. Auch das Umweltmini­sterium erteilte dem Ansinnen der Kanzlerin am Montag eine Absage: Die deutsche Regierung könne Diesel-Fahrverbot­e auch in Städten mit einer nur geringen Überschrei­tung der EU-Grenzwerte für Luftversch­mutzung nicht untersagen, stellte das Ministeriu­m klar. „Am Ende entscheide­t eine Kommune selbst, ob sie ein Fahrverbot verhängt oder nicht“, sagte ein Sprecher von Ministerin Svenja Schulze (SPD).

Die geplante Gesetzesän­derung soll für Städte, die den Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickstoff­dioxid pro Kubikmeter im Jahresmitt­el um höchstens 25 Prozent überschrei­ten, „Klarheit bei der Verhältnis­mäßigkeit“schaffen. „Was verhältnis­mäßig ist, lässt sich nicht gesetzlich regeln“, sagt dazu Greenpeace-Verkehrsex­perte Benjamin Stephan. „Der Versuch wird vor Gericht landen, entspreche­nd wirkt Merkels Versuch wie ein zynisches Spiel auf Zeit.“

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