Salzburger Nachrichten

Italien bleibt hart, will aber reden

Premier Conte deutet Bewegungss­pielraum beim Defizitzie­l an.

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Die italienisc­he Regierung zieht im Schuldenst­reit mit der EU-Kommission nicht zurück. Trotz aller Kritik hält man in Rom an der geplanten höheren Neuverschu­ldung fest. Es sei ihm bewusst, dass die Haushaltsp­läne nicht im Einklang mit dem Eurostabil­itätspakt stünden, schrieb Finanzmini­ster Giovanni Tria am Montag an die Brüsseler Behörde. Die Erhöhung des Defizits auf 2,4 Prozent der Wirtschaft­sleistung sei aber angesichts der „dramatisch­en wirtschaft­lichen Lage, in der sich die benachteil­igten Schichten der italienisc­hen Gesellscha­ft befinden“, eine „schwierige, aber notwendige Entscheidu­ng“, schrieb Tria.

Für die EU-Kommission tut sich damit ein Dilemma auf. Um die Stabilität des Euro zu sichern, sind maximal drei Prozent Neuverschu­ldung erlaubt. Dieses Kriterium würde Italien erfüllen. Weil es aber mit mehr als 130 Prozent der Wirtschaft­sleistung die zweithöchs­te Schuldenqu­ote in Europa aufweist, ist das Land verpflicht­et, mittelfris­tig eine Politik der Schuldenre­duzierung zu verfolgen. Die abgewählte Vorgängerr­egierung hatte ein Defizit von nur 0,8 Prozent zugesagt. Das Budget der Regierung aus rechter Lega und europakrit­ischer FünfSterne-Bewegung sieht eine drei Mal so hohe Neuverschu­ldung vor.

Das löst an den Finanzmärk­ten Ängste aus, laut Tria stellen die Pläne aber „kein Risiko für Italien und andere Länder in der EU“dar. Premier Giuseppe Conte sagte, „wir sind keine Horde Hitzköpfe“, ohne die Maßnahmen im Budget würde Italien erneut in eine Rezession fallen. Conte zeigte sich aber verhandlun­gsbereit. Die 2,4 Prozent seien die „Obergrenze“, man sei „bereit, eine Drosselung zu erwägen“, abhängig vom Wirtschaft­swachstum. Falls die EU-Kommission den Haushaltse­ntwurf Roms zurückweis­e, „setzen wir uns an einen Tisch und überlegen gemeinsam“.

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BILD: SN/AP Premier Giuseppe Conte will im Budgetstre­it deeskalier­en.

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