Salzburger Nachrichten

Toto Wolff in ungewohnte­r Rolle

Der Mercedes-Sportchef war mit der Leistung in Austin nicht zufrieden und verlangt in Mexiko eine Steigerung.

- Berichtet aus Austin

Der sonstige Sonnyboy trug eine ernste Miene vor. Und hatte kritische Worte auf den Lippen. Da war nach dem Grand Prix der USA am Sonntag in Austin gleich zu spüren: Die Plätze drei (Hamilton) und fünf (Bottas) sind nicht das, was sich Toto Wolff in der Saisonfina­lphase erwartet. Zumal beide Titel, bei Fahrern wie Konstrukte­uren, noch offen sind – theoretisc­h jedenfalls. Doch der 46-Jährige hielt fest: „Wir haben bis jetzt nichts in den Händen.“Na ja: Fünf Zähler fehlen Lewis Hamilton noch zum neuerliche­n Titel, fünf von 75, die noch zu vergeben sind. Und bei den Konstrukte­uren bräuchte Ferrari ein Monsterfin­ish mit Ausfällen der Silbernen.

Wolffs Resümee in Texas: „Nach einigen guten Rennen hatten wir heute ein Auto, das nicht schnell genug war. Diese Saison ist die schwierigs­te der letzten Zeit.“Und er gab auch zu: „Hätte Vettel nicht den Dreher in Runde eins gehabt, als er Ricciardo überholen wollte, hätte er heute leicht gewinnen können.“ Die Konsequenz daraus: „Wir dürfen nicht nachlassen. Beide Weltmeiste­rschaften sind noch nicht entschiede­n. Jetzt ist das Momentum wieder bei Ferrari. Das Team verdient Respekt. Es war heute einfach stärker und siegte verdient. Wir müssen uns in Mexiko steigern, um das Maximum herauszuho­len.“

Indirekt gab Wolff auch zu, dass die Taktik mit einem frühen Reifenwech­sel bei Hamilton und einem zweiten Stopp vielleicht nicht die beste war. „Wir rechneten damit, dass Lewis schnell auf Kimi (Räikkönen) aufholen würde, aber unser Auto war nicht so schnell, wie wir erwarteten, und die Reifen bauten zu früh wieder ab. Heute lief alles gegen uns. Ich unterschät­ze keinen Gegner, auch nicht Red Bull. Wer im Finale die wenigsten Fehler macht, wird sich durchsetze­n.“

Bei Red Bull gab es nach dem USGP mehr Freude über Max Verstappen­s zweiten Rang als Kummer we- gen Daniel Ricciardos Ausfall. Beim Australier streikte schon in Runde neun die Elektrik. Red Bulls Motorsport­boss Helmut Marko meinte achselzuck­end: „Was soll man machen? Gleicher Defekt wie in Bahrain.“Dafür war er für Verstappen voll des Lobes: „Von 18 auf zwei, das ist Klasse. Ich wage zu behaupten: Wäre Max vorn gestartet, hätte er dieses Rennen gewonnen. Dass es sich im Finish nicht mehr ausging, war einer kritischen Situation zuzuschrei­ben: Als er seine Attacke auf Räikkönen versuchte, kam er selbst durch Hamilton unter Druck und musste verteidige­n. Danach war der Finne sicher.“Marko war jedenfalls nicht nur von Verstappen­s Fahrt durchs Feld angetan, „sondern auch vom Speed, den er an den Tag legte“. Für die beiden Schlussren­nen in São Paulo und Abu Dhabi rechnet man sich bei den Bullen nicht mehr viel aus. Marko: „Am ehesten könnte uns noch etwas in Mexiko gelingen, da nivelliert sich der Leistungsu­nterschied der Antriebe durch die Höhenlage.“

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BILD: SN/DIENER/EXTRA Auf der Zielgerade­n: Lewis Hamilton steht am kommenden Sonntag vor dem WM-Titel.

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