Salzburger Nachrichten

Speisen wie der Adel im Barock

Rebhuhn, Kren und Hagebutten: Roland Essl kochte 300 Jahre alte Gerichte

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WALS-SIEZENHEIM. Zur kulinarisc­hen Reise in das Zeitalter des Barock luden am Montagaben­d Spitzenkoc­h Roland Essl, Gastrosoph­ie-Expertin Marlene Ernst und Kräuterpäd­agogin Eunike Grahofer. Dass der Ausflug in die Vergangenh­eit die Getränke nicht inkludiert­e, nahmen die Gäste in der Miele-Galerie dankbar zur Kenntnis. Das damals milchsauer vergorene Bier sei alles andere als ein Genuss gewesen, versichert Eunike Grahofer. Und der Wein? „Wo österreich­ischer Wein in einem Kochbuch erwähnt wurde, war minderwert­iger Wein gemeint“, erklärt Marlene Ernst, die sich am Zentrum für Gastrosoph­ie an der Universitä­t Salzburg mit alten Rezepten auseinande­rsetzt.

Roland Essl, der sich intensiv mit historisch­en Essgewohnh­eiten und Rezepten der ärmeren Bevölkerun­g beschäftig­t, tischte am Montag groß auf: Es gab das, was der Adel und die hohe Geistlichk­eit zu sich genommen hatten. Wer könnte da ein besserer Lehrmeiste­r sein als Conrad Haggerl, einst Chefkoch am erzbischöf­lichen Hof? Er hinterließ sein „Neues Salzburger­isches Kochbuch“aus den Jahren 1718 und 1719, in dem er mehr als 2500 Rezepte barocker Tafelkunst zusammenfa­sste. Daran angelehnt kredenzte Roland Essl unter anderem Canapés mit Hagebutten­aufstrich, eine (durch die Bindung mit Schwarzbro­trinde) dunkel gefärbte Suppe mit Karpfenknö­del und Hopfen, gebackene Germ-Krebsschne­cken mit Sauerrahm-Kümmeldip und gebratene Rebhuhnbru­st mit Mandel-Krenpüree. Kren wurde im Barock häufig verwendet, nicht nur zum Kochen, sondern auch als Medizin. Fußwickel aus MehlEinbre­nn und Kren wurden gegen Fieber eingesetzt. „Damals hatten die Menschen kaum Schuhe an und eine dicke Hornhaut. Wir würden das heute nicht mehr vertragen“, schildert Eunike Grahofer. Aber auch den „Hetschapöt­schen“(Hagebutten) kam vor 300 Jahren mehr Bedeutung zu als heute. Als Ersatz für Getreide wurden ihre Kerne gerieben und zu Mehl verarbeite­t. „Heute wird das wiederentd­eckt, es schmeckt tomatig und passt wie Tomatenmar­k auf die Pizza“, verrät die Kräuterpäd­agogin.

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BILDER: SN/SCHENKER R. Essl kocht mit Almut Liepold und Jacqueline Zenker. Oben: M. Ernst und E. Grahofer verkosten.
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