Schreiben gegen das Gleichmaß
Zum 80. Geburtstag des Salzburger Schriftstellers Walter Kappacher: Ein Blick auf ein Werk mit dem Grundton der leisen Melancholie.
Von seinen Anfängen 1973, dem Erzählband „Nur Fliegen ist schöner“, bis zu seinen jüngsten Veröffentlichungen, dem Roman „Land der großen Steine“(2012) und der autobiografischen Prosa „Ich erinnere mich“(2018), hat der Salzburger Schriftsteller Walter Kappacher einen weiten Weg zurückgelegt. Langsam hat sich aus dem stillen Autor, der gleichsam aus der Defensive geschrieben hat und dem der Rückzug näher lag als der große Auftritt, eine Persönlichkeit herausgeschält, die sich mehr und mehr Welt aneignet, um sie auf ganz eigene Weise in Sprache umzudenken. Im Roman „Morgen“(1975) begegnen wir einem jungen Mann, der nach Möglichkeit jeden Kontakt mit seiner Umwelt meidet. Er panzert sich ein in einem starren Ich, stößt Wirklichkeit nach Kräften an. An ihm haben wir den hoffnungslosen Fall eines Einzelgängers, dem der Umgang mit den anderen langweilig und hohl ist. er sich in seinem Inneren nicht so sehr von einem Gymnasiallehrer, der seinem als unglücklich empfundenen Dasein eine Wendung verpasst, indem er sich in eine abgelegene italienische Region zurückzieht, wo er sich herausnimmt aus dem Getriebe der Welt.
In „Selina oder Das andere Leben“aus dem Jahr 2005 lässt sich Stefan auf das Experiment ein, sich auf Zeit von den zivilisatorischen Verlockungen zu verabschieden, um sich den großen Fragen der Existenz zu stellen. Damit stellen sich Gewichtungen, was einem besonders wertvoll erscheint, neu ein.
Der Büchner-Preisträger Kappacher versetzt seine Figuren in einen Krisenzustand, um sie zu zwingen, sich aus abgestandenen Verhältnissen zu lösen. Hugo von Hofmanns- thal stockt der Schreibfluss, als ihn Kappacher im Roman „Der Fliegenpalast“(2009) nach Bad Fusch versetzt, wo er seine angefangenen Arbeiten weitertreiben will. Nichts wird daraus, er macht den Eindruck eines intellektuellen Tölpels, der einer großen Vergangenheit nachhängt, weil ihm die Zukunft verschlossen bleibt. Gewiss steht auch dieser Roman aufgrund der Vergeblichkeit allen Hoffens und Strebens unter dem Zeichen der Melancholie, die den Grundton abgibt in Kappachers Werk, doch entfaltet er subtilen Witz.
Heute, Mittwoch, feiert Walter Kappacher seinen 80. Geburtstag, und er hat noch einiges vor. Das möchten wir schon noch genauer wissen.