Salzburger Nachrichten

Snoop Doggs Leibtrompe­ter blickt in kosmische Sphären

- Josef Leimberg & Astral Progressio­ns, Jazzit Salzburg, 25. Oktober, 20 Uhr.

Markante Bläserlini­en vermengen sich mit chorischen Sirenenges­ängen zur hypnotisch­en Ouvertüre. Darauf folgt ein metrisch vertrackte­r Drum ’n’ Bass mit souligem Einschlag, über dem es sich das Saxofon improvisat­orisch gemütlich macht, aber auch HipHop, dessen entspannt hinkende Beats die Basis für Sprachgewa­lt legen. Die Beschwörun­g des Kosmischen erinnert entfernt an Sun Ra. In den Sphären dieser Gestirne sind ausnahmslo­s gute Geister am Werk.

Josef Leimberg rührt auf „Astral Progressio­ns“ein vielfältig­es Soundgebrä­u an, in das sich leicht eintauchen lässt. Sein Ende 2016 veröffentl­ichtes Solo-Debütalbum schließt viele Kreise. Denn Leimberg begleitete als Live-Musiker einst Rapstar Snoop Dogg auf dessen Tour. Der obersten Liga des HipHop blieb Leimberg auch als Produzent verbunden: Er verewigte sich 2014 auf Kendrick Lamars Meilenstei­n „To Pimp a Butterfly“mit dem Track „How Much a Dollar Cost“.

Dessen jazzigen Sound erarbeitet­e Leimberg – unter dem Pseudonym LoveDragon – übrigens im Verbund mit Dr. Dre, der in den frühen 1990ern das Mastermind des Westküsten-Rap war. Der im Soul und Funk wurzelnde Westcoast-Sound, der in den 1990er-Jahren unglücklic­herweise von destruktiv­er Gangsta-Attitüde in den Hintergrun­d gerückt wurde, lebt in Josef Leimbergs Musik wieder auf. Den Album-Titeltrack „Astral Progressio­ns“bereichert wohl nicht ganz ohne Grund Westküsten-Veteran Kurupt – ebenso wie Leimberg ein 1972er-Jahrgang – mit seinen fließenden Sprechgesä­ngen alter Schule.

Aber auch der weltoffene Grundton des Acid Jazz, der zur gleichen Zeit in Europa positive Vibratione­n in den Partykelle­rn freisetzte, ist eine wichtige Zutat dieses schmackhaf­ten Süppchens. Mystische EchoEffekt­e, geschmeidi­ge Akkordtepp­iche vom Fender Rhodes und die überaus präsente Bassklarin­ette bilden musikalisc­he Querverwei­se auf die große elektrisch­e Zeit Herbie Hancocks und Miles Davis’. Letzterer hätte über das gleicherma­ßen brillante wie uneigennüt­zig eingesetzt­e Trompetens­piel von Josef Leimberg wohl mit der Zunge geschnalzt.

Wie sich der orchestral produziert­e Studiosoun­d auf die LiveBühne übertragen lässt, darf am Donnerstag bei einem Gastspiel in Salzburg nachgeprüf­t werden – für P- und G-Funker wohl ein Pflichtter­min. Konzert:

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BILD: SN/JAZZIT Josef Leimberg gastiert am Donnerstag im Salzburger Jazzit.

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