Snoop Doggs Leibtrompeter blickt in kosmische Sphären
Markante Bläserlinien vermengen sich mit chorischen Sirenengesängen zur hypnotischen Ouvertüre. Darauf folgt ein metrisch vertrackter Drum ’n’ Bass mit souligem Einschlag, über dem es sich das Saxofon improvisatorisch gemütlich macht, aber auch HipHop, dessen entspannt hinkende Beats die Basis für Sprachgewalt legen. Die Beschwörung des Kosmischen erinnert entfernt an Sun Ra. In den Sphären dieser Gestirne sind ausnahmslos gute Geister am Werk.
Josef Leimberg rührt auf „Astral Progressions“ein vielfältiges Soundgebräu an, in das sich leicht eintauchen lässt. Sein Ende 2016 veröffentlichtes Solo-Debütalbum schließt viele Kreise. Denn Leimberg begleitete als Live-Musiker einst Rapstar Snoop Dogg auf dessen Tour. Der obersten Liga des HipHop blieb Leimberg auch als Produzent verbunden: Er verewigte sich 2014 auf Kendrick Lamars Meilenstein „To Pimp a Butterfly“mit dem Track „How Much a Dollar Cost“.
Dessen jazzigen Sound erarbeitete Leimberg – unter dem Pseudonym LoveDragon – übrigens im Verbund mit Dr. Dre, der in den frühen 1990ern das Mastermind des Westküsten-Rap war. Der im Soul und Funk wurzelnde Westcoast-Sound, der in den 1990er-Jahren unglücklicherweise von destruktiver Gangsta-Attitüde in den Hintergrund gerückt wurde, lebt in Josef Leimbergs Musik wieder auf. Den Album-Titeltrack „Astral Progressions“bereichert wohl nicht ganz ohne Grund Westküsten-Veteran Kurupt – ebenso wie Leimberg ein 1972er-Jahrgang – mit seinen fließenden Sprechgesängen alter Schule.
Aber auch der weltoffene Grundton des Acid Jazz, der zur gleichen Zeit in Europa positive Vibrationen in den Partykellern freisetzte, ist eine wichtige Zutat dieses schmackhaften Süppchens. Mystische EchoEffekte, geschmeidige Akkordteppiche vom Fender Rhodes und die überaus präsente Bassklarinette bilden musikalische Querverweise auf die große elektrische Zeit Herbie Hancocks und Miles Davis’. Letzterer hätte über das gleichermaßen brillante wie uneigennützig eingesetzte Trompetenspiel von Josef Leimberg wohl mit der Zunge geschnalzt.
Wie sich der orchestral produzierte Studiosound auf die LiveBühne übertragen lässt, darf am Donnerstag bei einem Gastspiel in Salzburg nachgeprüft werden – für P- und G-Funker wohl ein Pflichttermin. Konzert: