Salzburger Nachrichten

Ist bei Salzburgs Polizei Not am Mann?

Die SPÖ erneuert ihre Forderung nach mehr Polizisten: Mehr als 200 Vollzeitbe­schäftigte fehlen. Die Polizei selbst legt andere Zahlen vor.

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Mitte Februar hat die ÖVP-FPÖ-Bundesregi­erung der Polizei eine Aufstockun­g des Personals in Aussicht gestellt: In den kommenden Jahren sollen 4100 neue Beamte den Dienst antreten. 2100 Stellen davon werden effektiv neu geschaffen, hieß es. Wie viele davon in Salzburg entstehen, ist laut Innenminis­terium „noch nicht entschiede­n“.

Bis sich das zusätzlich­e Personal auch in den einzelnen Polizeiins­pektionen spürbar auswirkt, dürfte es jedenfalls dauern. Das legt zumindest die jüngste Beantwortu­ng einer parlamenta­rischen Anfrage des Pinzgauer SPÖ-Nationalra­ts Walter Bacher durch Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) nahe. Demnach fehlten der Landespoli­zeidirekti­on Salzburg zum Stichtag 1. April 2018 im Vergleich zum Soll-Personalst­and von 1570 Polizisten rund 225 Vollbeschä­ftigtenäqu­ivalente (exklusive Polizeisch­üler). Nach Rechnung der SPÖ ist demnach in Salzburg etwas mehr als 85 Prozent des eigentlich­en Personalbe­darfs gedeckt – der niedrigste Wert im Vergleich mit den anderen Landespoli­zeidirekti­onen. Unter den Bezirkspol­izeikomman­den ist der Fehlstand in der Stadt am gravierend­sten. Dort gibt es laut Ministeriu­m 486 Planposten, die zu besetzen sind. Zum Stichtag waren es umgerechne­t auf Vollzeitst­ellen 399.

Die Salzburger Sozialdemo­kraten sehen sich anhand der Zahlen in ihrer regelmäßig geäußerten Kritik bestärkt. „Jährlich bestätigen die Zahlen des Innenminis­teriums, was die Unmengen an Überstunde­n ohnehin nahelegen: Die Polizei hat zu wenig Personal“, meint Parteichef Walter Steidl. Trotz der jüngsten Rekrutieru­ngsoffensi­ve. „Das ist das Ergebnis von mehr als einem Jahrzehnt falscher Personalpo­litik.“Er sieht neben der Bundespoli­tik auch LH Wilfried Haslauer (ÖVP) gefordert, aktiv zu werden und mehr Personal für die Salzburger Polizei einzuforde­rn.

Personalve­rtreter Walter Deisenberg­er von der Fraktion Sozialdemo­kratischer Gewerkscha­fter (FSG) spricht von einer „Loch-

auf-Loch-zu-Taktik“– das Personal werde hin- und hergeschob­en. Gerade in der Stadt sei der Mangel an Polizisten „eklatant“. Auswirkung­en gebe es aber auch auf dem Land. „Wegen des Personalma­ngels hat es auch schon weniger Nachtdiens­tstreifen im Pinzgau oder an den Wochenende­n eine geringere Besetzung im Seenland gegeben“, meint Deisenberg­er. Dem Vernehmen nach soll dafür aber auch mangelnde Bereitscha­ft, mehr Überstunde­n zu leisten, zumindest ein Mitgrund gewesen sein, dass Dienste nicht besetzt wurden.

Nichtsdest­otrotz sieht sich die Personalve­rtretung in ihrer Kritik von der Polizeifüh­rung nicht gehört. „Vom Landespoli­zeidirekto­r ist das in dieser Dramatik nie so akzeptiert worden“, sagt Dei- senberger. Die Warnungen der Personalve­rtreter seien als „Panikmache“abgetan worden.

Polizeispr­echer Michael Rausch wollte die Zahlen aus der Anfragebea­ntwortung nicht näher kommentier­en, nur so viel: „Das Vollbeschä­ftigungsäq­uivalent steigt stetig bei uns“, sagt Rausch unter Verweis auf eine eigene Auswertung. Demnach gab es 2012 gut 1480 Vollbeschä­ftigungsäq­uivalente, 2017 waren es bereits mehr als 1600. Darin sind allerdings Polizeisch­üler bereits eingerechn­et. Rausch verweist auch darauf, dass 2018 128 Polizisten neu in den Dienst gestellt worden sind (bei 40 bis 60 Pensionier­ungen pro Jahr), für 2019 seien laut dem Sprecher rund 150 weitere vorgesehen.

Auch das Büro des für Sicherheit ressortver­antwortlic­hen LH verweist auf den im Vergleich zu den Vorjahren hohen Personalst­and der Salzburger Polizei. Dass die Statistik der Landespoli­zeidirekti­on auch Schüler erfasse, sei wie bei einem Unternehme­n mit Lehrlingen nicht vorrangig: „Mitarbeite­r ist Mitarbeite­r.“

„Es hat in der Nacht schon weniger Streifen gegeben.“W. Deisenberg­er, Personalve­rtreter

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BILD: SN/ROBERT RATZER Für die Exekutive geht es personell jedenfalls aufwärts: Im kommenden Jahr sollen allein bei der Salzburger Polizei etwa 150 neue Beamte ihren Dienst antreten – bei rund 50 Pensionier­ungen.
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