Salzburger Nachrichten

Schritte gegen Hass im Netz

Die Regierung will gegen Gewalt und Sexismus im Internet vorgehen. Denn „im digitalen Raum müssen dieselben Grundprinz­ipien gelten wie sonst auch“.

- A.k.

Ein 15-jähriges Mädchen, das Opfer einer Prügelatta­cke wurde, deren Video dann im Netz tausendfac­h geteilt wurde. Das Neujahrsba­by 2018, das türkische Eltern hatte, was Postings wie „Ich hoffe auf einen plötzliche­n Kindstod“nach sich zog. Ex-Grüne Sigrid Maurer, die im Netz unflätig beleidigt wurde, dies öffentlich machte und dafür wegen „übler Nachrede“verurteilt wurde. Umweltmini­sterin Elisabeth Köstinger, die sich nach der Rückkehr aus ihrer Babypause beleidigen­den NetzKommen­taren über ihren körperlich­en Zustand ausgesetzt sah: Die Liste jener, die im Internet durch Hasspostin­gs verletzt werden, ist lang.

Die Bundesregi­erung will, wie sie am Sonntag ankündigte, Schritte gegen dieses Phänomen setzen und lädt zu einem „AntiGewalt-Gipfel“. „Im digitalen Raum müssen dieselben Grundprinz­ipien gelten wie sonst auch“, argumentie­rt Medienmini­ster Gernot Blümel in einer schriftlic­hen Stellungna­hme, die den SN vorliegt. Das Internet dürfe „kein rechtsfrei­er Raum“sein. Und Frauenmini­sterin Juliane BognerStra­uß sagt: „Wichtig ist es, eine Grundlage zu schaffen, damit Betroffene sich rasch und unkomplizi­ert wehren können.“

Was konkret getan werden kann, hat die Staatssekr­etärin im Innenminis­terium, Karoline Edtstadler, vor wenigen Tagen in einem SN-Gespräch skizziert. So könnten Besitzer von Accounts für die Inhalte, die von dort versendet werden, verantwort­lich gemacht werden. Im Fall Sigrid Maurer hatte ja der PC- und Accountinh­aber vor Gericht erfolgreic­h behauptet, ein Unbekannte­r habe von seinem Account die sexistisch­en Botschafte­n an die Ex-Grüne abgesetzt. Auch strafrecht­liche Sanktionen sind denkbar. Eine Möglichkei­t wäre, den „StalkingPa­ragrafen“zu erweitern. Damit könnten sexistisch­e Postings mit Freiheitss­trafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bis zu 720 Tagessätze­n bestraft werden. Auch eine Ahndung sexistisch­er Postings durch das Verwaltung­srecht ist denkbar.

Bei alledem gelte es, darauf zu achten, „nicht in einen alles kontrollie­renden Überwachun­gsstaat abzugleite­n“, heißt es in einer Stellungna­hme der Bundesregi­erung. Es gehe nicht nur um „Schutz“, sondern auch um „Freiheit“.

SPÖ und Neos begrüßen, dass die Regierung das Thema „Hass im Netz“aufgreift und zu einem Gipfel lädt. SPÖ-Frauenvors­itzende Gabriele Heinisch-Hosek fürchtet allerdings, dass dieses Treffen reine Show werden könnte. Neos-Justizspre­cherin Irmgard Griss forderte in einer Aussendung am Sonntag eine bessere Ausstattun­g der Justiz. Griss kritisiert­e, dass die Kürzungen der Regierung bei Fraueneinr­ichtungen und in der Justiz im Widerspruc­h zum Ziel, den Opferschut­z zu stärken, stehen.

Der Anti-Gewalt-Gipfel der Bundesregi­erung soll noch im November stattfinde­n.

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BILD: SN/APA/HANS PUNZ Betroffene sollen sich „rasch und unkomplizi­ert“wehren können, sagt Frauenmini­sterin BognerStra­uß.

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