Für die Frauen bewegt sich doch etwas – stoppt sie nicht!
Die Debatte über Übergriffe auf Frauen zeigt Wirkung. Beim Skiverband, bei Google, in Chefetagen und in der Werbung.
Nein, Frauen bekommen noch immer nicht gleich viel Geld für die gleichwertige Arbeit, sie sind immer noch sexistischen Anfeindungen und Übergriffen ausgesetzt, und in den Führungsetagen sind sie auch nicht mehr geworden. Doch ein Jahr Übergriffsdebatte unter dem Schlagwort #MeToo hat in Teilbereichen sehr wohl etwas bewirkt. Vier Beispiele zeigen, dass die Diskussionen über Gleichberechtigung, Würde und Verletzung von Frauen zu Verhaltensveränderungen geführt haben, die noch vor Kurzem für unmöglich gehalten worden wären.
So hat dieser Tage der mächtige Österreichische Skiverband (ÖSV) einen Trainer suspendiert, der vor seiner Tätigkeit im ÖSV in einen von mehreren Männern verübten massiven sexuellen Übergriff auf eine junge Frau verwickelt war. Die Begründung von ÖSV-Chef Peter Schröcksnadel und Sportdirektor Hans Pum lautete, „es gibt Vorfälle, die mögen juristisch verjähren, aber nicht moralisch“. Das sind neue Töne, die klar eine Haltung der Verbandsspitze ausdrücken, die lautet, wir dulden derartiges Verhalten nicht.
Das zweite Beispiel: Der Internetriese Google hat nach eigenen Angaben in den vergangenen zwei Jahren 48 Mitarbeiter wegen Anschuldigungen sexueller Belästigungen entlassen. Davon seien 13 Führungskräfte gewesen, und alle seien ohne Abfindung gefeuert worden, erklärte Vorstandschef Sundar Pichai in einem internen Rundschreiben an alle Angestellten. Mit dem E-Mail reagierte der Google-Manager freilich auf einen brisanten Bericht der „New York Times“, wonach Google zuvor in mehreren Fällen über Führungskräfte, die der sexuellen Belästigung beschuldigt wurden, schützend die Hand gehalten hatte.
Laut Analyse der „New York Times“haben seit Beginn der #MeToo-Bewegung vor gut einem Jahr rund 200 mächtige Männer ihren Job verloren. In knapp der Hälfte der Fälle seien sie durch Frauen ersetzt worden, berichtete die Zeitung. Mindestens 920 Menschen seien in diesen Fällen mutmaßliche Opfer von sexuellem Fehlverhalten geworden.
Nicht zuletzt zeigt ein aktueller Werbespot einer österreichischen Bank, wie sich Rollenzuschreibungen ändern. In dem Video schraubt ein Mädchen die Stützräder von ihrem Fahrrad ab, um daraufhin mit Raketenantrieb und schlafwandlerischer Sicherheit einen wilden Parcours samt Looping zu absolvieren. Dazu sind die Klänge des 40 Jahre alten Hits von Freddie Mercury und Queen, „Don’t Stop Me Now“, zu hören, den das radfahrende Mädchen lustvoll auf seinem Teufelsritt singt. Dem ist nichts hinzuzufügen. Stoppt sie nicht: die Debatte über Gleichberechtigung, über Übergriffe – und ganz allgemein, stoppt die Frauen nicht!