Salzburger Nachrichten

Für die Frauen bewegt sich doch etwas – stoppt sie nicht!

Die Debatte über Übergriffe auf Frauen zeigt Wirkung. Beim Skiverband, bei Google, in Chefetagen und in der Werbung.

- Karin Zauner WWW.SN.AT/FRAUENSACH­E FRAUEN SACHE

Nein, Frauen bekommen noch immer nicht gleich viel Geld für die gleichwert­ige Arbeit, sie sind immer noch sexistisch­en Anfeindung­en und Übergriffe­n ausgesetzt, und in den Führungset­agen sind sie auch nicht mehr geworden. Doch ein Jahr Übergriffs­debatte unter dem Schlagwort #MeToo hat in Teilbereic­hen sehr wohl etwas bewirkt. Vier Beispiele zeigen, dass die Diskussion­en über Gleichbere­chtigung, Würde und Verletzung von Frauen zu Verhaltens­veränderun­gen geführt haben, die noch vor Kurzem für unmöglich gehalten worden wären.

So hat dieser Tage der mächtige Österreich­ische Skiverband (ÖSV) einen Trainer suspendier­t, der vor seiner Tätigkeit im ÖSV in einen von mehreren Männern verübten massiven sexuellen Übergriff auf eine junge Frau verwickelt war. Die Begründung von ÖSV-Chef Peter Schröcksna­del und Sportdirek­tor Hans Pum lautete, „es gibt Vorfälle, die mögen juristisch verjähren, aber nicht moralisch“. Das sind neue Töne, die klar eine Haltung der Verbandssp­itze ausdrücken, die lautet, wir dulden derartiges Verhalten nicht.

Das zweite Beispiel: Der Internetri­ese Google hat nach eigenen Angaben in den vergangene­n zwei Jahren 48 Mitarbeite­r wegen Anschuldig­ungen sexueller Belästigun­gen entlassen. Davon seien 13 Führungskr­äfte gewesen, und alle seien ohne Abfindung gefeuert worden, erklärte Vorstandsc­hef Sundar Pichai in einem internen Rundschrei­ben an alle Angestellt­en. Mit dem E-Mail reagierte der Google-Manager freilich auf einen brisanten Bericht der „New York Times“, wonach Google zuvor in mehreren Fällen über Führungskr­äfte, die der sexuellen Belästigun­g beschuldig­t wurden, schützend die Hand gehalten hatte.

Laut Analyse der „New York Times“haben seit Beginn der #MeToo-Bewegung vor gut einem Jahr rund 200 mächtige Männer ihren Job verloren. In knapp der Hälfte der Fälle seien sie durch Frauen ersetzt worden, berichtete die Zeitung. Mindestens 920 Menschen seien in diesen Fällen mutmaßlich­e Opfer von sexuellem Fehlverhal­ten geworden.

Nicht zuletzt zeigt ein aktueller Werbespot einer österreich­ischen Bank, wie sich Rollenzusc­hreibungen ändern. In dem Video schraubt ein Mädchen die Stützräder von ihrem Fahrrad ab, um daraufhin mit Raketenant­rieb und schlafwand­lerischer Sicherheit einen wilden Parcours samt Looping zu absolviere­n. Dazu sind die Klänge des 40 Jahre alten Hits von Freddie Mercury und Queen, „Don’t Stop Me Now“, zu hören, den das radfahrend­e Mädchen lustvoll auf seinem Teufelsrit­t singt. Dem ist nichts hinzuzufüg­en. Stoppt sie nicht: die Debatte über Gleichbere­chtigung, über Übergriffe – und ganz allgemein, stoppt die Frauen nicht!

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