Salzburger Nachrichten

Sri Lanka stolpert in Krise

Ex-Präsident Mahinda Rajapakse lässt sich von seinem Nachfolger als Regierungs­chef vereidigen. Das Parlament wird übergangen und auf Urlaub geschickt.

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Keine 48 Stunden nachdem Sri Lankas Staatspräs­ident Maithripal­a Sirisena mit einer verfassung­swidrigen Nacht-und-Nebel-Aktion den 2015 abgewählte­n früheren Präsidente­n Mahinda Rajapakse als neuen Premiermin­ister vereidigte, zogen auf der Tropeninse­l wieder die Methoden ein, die die Bewohner bis vor drei Jahren in Angst und Schrecken versetzten. Ein Gefolgsman­n Rajapakses drohte dem abgesetzte­n rechtmäßig­en Premier Ranil Wickremesi­nghe: „Er hat bis Sonntag, 20.00 Uhr, Zeit, um seinen Amtssitz in Würde zu verlassen.“ Wickremesi­nghe weigert sich bislang. Sonntag erklärte der Sprecher des Parlaments in Colombo, er erkenne Wickremesi­nghe als rechtmäßig­en Regierungs­chef an. Doch inzwischen hatte Präsident Sirisena das Parlament für die nächsten drei Wochen auf Zwangsurla­ub geschickt. „Das ist ein antidemokr­atischer Staatsstre­ich“, kritisiert­e Finanzmini­ster Mangala Samaraweer­a. Die Partei von Wickremesi­nghe stellt die Mehrheit im Parlament. Sie rief ihre Anhänger aus Furcht vor einem Blutbad zur Ruhe auf.

Eine Schlüsselr­olle in der Krise dürften nun die Sicherheit­skräfte spielen. Sie verhindert­en bereits 2015 einen Coup-Versuch von Rajapakse, nachdem dieser die Wahlen verloren hatte.

Rajapakse regierte Sri Lanka von 2005 bis 2015 als Präsident und wollte auf unbestimmt­e Zeit weiter im Amt bleiben. 2009 hatte er nach einer rücksichts­losen Militärkam­pagne die „Befreiungs­tiger Tamil Eelam“besiegt, die mit brutalen Mitteln für einen eigenen Staat der Tamilen-Minderheit kämpften. In den Jahren darauf richtete sich der Ärger des Staatschef­s gegen Kritiker: Viele verschwand­en spurlos oder wurden auf offener Straße ermordet. Der Clan des Ex-Präsidente­n wird beschuldig­t, sich mittels massiver Korruption zu haben.

Rajapakses Sturz 2015 gelang dank einer parteiüber­greifenden Allianz der politische­n Elite des Landes. Auch Indien spielte mit, das seine regionalpo­litischen Ambitionen durch die enge Verbindung Rajapakses zu China bedroht sah. Chinas Botschafte­r in Colombo war auch der bislang einzige Vertreter eines anderen Landes, der Rajapakse gratuliert­e.

Alle anderen Staaten, darunter die EU, verlangten in ersten Stellungna­hmen, die Verfassung Sri Lankas zu respektier­en. bereichert

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