Wie die Raumfahrt Bauern hilft
Kunden der Österreichischen Hagelversicherung haben online Zugriff auf Daten der Europäischen Weltraumagentur. Das nützt Landwirten im Kampf gegen Dürre, Brand und Sturm.
FRASCATI.
Der Klimawandel hat nunmehr auch in Mitteleuropa unmittelbare Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Die Dürre im vergangenen Sommer war für erhebliche Ernteausfälle verantwortlich. Experten gehen einhellig davon aus, dass auch jene Schäden zunehmen, die durch Flächenbrände, Überschwemmungen, Stürme und Hagel verursacht werden.
Landwirte können sich bis zu einem gewissen Teil gegen derlei Schäden versichern. Nun sind sie auch in der Lage, den Zustand ihrer Felder und Wälder sowie drohende oder bereits entstandene Ertragsausfälle online und zeitnah zu beobachten. Ermöglicht wird dies durch ein europaweit einzigartiges satellitengestütztes Tool für das praxisnahe Monitoring von Agrarflächen.
„Die Europäische Weltraumagentur ESA versorgt uns über ihre Zentrale in Frascati nahe Rom unentgeltlich mit hochaufgelösten Satellitendaten. Diese Bilder haben eine deutlich bessere Qualität als jene der NASA. Wir bereiten die Daten durch unseren Experten auf, machen sie verständlich und leiten sie gratis an unsere Kunden weiter“, beschreibt Kurt Weinberger, Chef der Österreichischen Hagelversicherung, die richtungweisende Innovation. „So kann der Landwirt via Computer oder Smartphone frühzeitig erkennen, auf welchen Flächen seiner Böden Dürre droht. Oder wie heftig der Sturm in seinen Wäldern gewütet hat.“
Das Warum für den erheblichen Aufwand liegt auf der Hand: „Das Ganze erweist sich als echte Winwin-Situation, denn zum einen verbessern die Weltraumdaten unser Risikomanagement. Das Monitoring ist aber auch eine zunehmend Niki Neugebauer, Geoinformatiker wichtige Informationsquelle für die Versicherten selbst“, ist Weinberger überzeugt. „So werden die Folgen des Klimawandels für unsere Landwirte besser kalkulierbar – und frühzeitig erkennbar.“
Die von der Hagelversicherung aufbereiteten Satellitendaten ermöglichen dem Landwirt, den Pflanzenwuchs auf seinen Feldern über die gesamte Vegetationsperiode hinweg zu beobachten. Anhand der Einfärbung – das Spektrum reicht von Grün bis Braun – ist der Grad des Pflanzenwachstums auf einen Blick ersichtlich: je grüner, desto stärker der Pflanzenwuchs.
„In einem Diagramm wird der zeitliche Verlauf des Pflanzenwachstums an einer frei wählbaren Stelle dargestellt, sodass die gesamte Vegetationsperiode an verschiedenen Stellen verglichen werden kann“, schildert der Geoinformatiker und Satellitenexperte Nikolaus Neugebauer, der von der Hagelversicherung engagiert wurde, um die gewaltige Datenflut aufzubereiten.
In Folge können gezielt Maßnahmen gesetzt werden – zum Beispiel hinsichtlich der Optimierung von Dünger oder Wasser.
„Unser Ziel ist es, den Versicherten ein Instrument bereitzustellen, das den Unternehmenserfolg eines Betriebs steigert und die Landwirte auf dem Weg zur Landwirtschaft 4.0 unterstützt“, betont Kurt Weinberger. Dieses Pilotprojekt sei aber erst der Beginn einer Vielzahl von nutzenbringenden Anwendungsmöglichkeiten. „In der Schadenserhebung kommen die Weltraumbilder bereits mit großem Erfolg zum Einsatz, insbesondere in den osteuropäischen Ländern – das spart Kosten und beschleunigt die Schadensabwicklung“, so der Chef der Hagelversicherung abschließend.
„Unser Monitoring stiftet Nutzen.“