Salzburger Nachrichten

Die Großen richten es sich in der EU

- 5591 Ramingstei­n

Ich gratuliere der Regierung zu diesem mutigen Schritt, die Kinderbeih­ilfe für Erwerbstät­ige, deren Kinder im Ausland (vorwiegend Osteuropa) leben, den dortigen Lebenshalt­ungskosten anzupassen, ohne abzuwarten, ob er europarech­tskonform ist. Wenn der Grundsatz gilt, dass jedes Kind gleich viel wert sein soll, dann entspricht diese Maßnahme exakt diesem Grundsatz. Erst recht, wenn man weiß, dass die von ihnen angegebene Kinderzahl nicht selten in Zweifel gezogen werden muss, weil die österreich­ischen Behörden keinen Zugang zu ausländisc­hen Melde- und Sozialvers­icherungsd­aten haben.

Allein dann, wenn dieser Alleingang ohne Zustimmung des EuGH dazu führt, dass genauer geprüft wird, hat er sich schon gelohnt. Man darf gespannt sein, wie die EU mit Italien verfährt, dessen Verschuldu­ng auch andere EuroLänder in Mitleidens­chaft ziehen kann. Die Vergangenh­eit hat gezeigt, dass es sich die Großen in der EU sehr oft richten können.

Was die ausländisc­hen Pflegekräf­te betrifft, weiß ich als Betroffene­r, dass eine Verkäuferi­n in Österreich, die 40 Stunden pro Woche arbeitet, von deren Verdienst nur träumen kann, weil sowohl die Fahrtkoste­n als auch die Kosten für Wohnung und Verpflegun­g die Pflegepers­onen bzw. deren Angehörige zu tragen haben. Sie verdienen in den zwei Wochen sicher das Dreifache einer Krankensch­wester, die zum Beispiel in der Slowakei einen ganzen Monat arbeitet. Die Befürchtun­gen, dass es bei den Pflegekräf­ten zu Engpässen kommen wird, teile ich nicht. Siegfried Hinterberg­er

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