Im Testament nochmals Gutes tun
Immer mehr vererben ihr Vermögen an gemeinnützige Organisationen.
Sterben ist kein Thema, über das man gern spricht. Auch das Verfassen eines Testaments schieben die Österreicher gern vor sich her. Nur knapp ein Drittel der über 40-Jährigen hat bereits ein Testament verfasst und damit den klaren Willen bekundet, was mit dem Besitz geschehen soll. Das heißt im Umkehrschluss: Eine Mehrheit der Österreicher verzichtet auf die Möglichkeit, aktiv mitzuentscheiden, an wen ihre irdischen Güter einmal fallen.
„Keine Zeit, keine Lust“ist die meistgenannte Erklärung, andere verlassen sich auf bestehende Regelungen oder schieben das Thema von sich. 15 Prozent geben an, sie hätten ohnehin nichts zu vererben, zeigt eine aktuelle Studie des market-Instituts im Auftrag der Initiative „Vergissmeinnicht“. Sie hat es sich zum Ziel gesetzt, Menschen über die Möglichkeit zu informieren, dass sie außer Familie und Angehörigen auch gemeinnützige Organisationen im Testament bedenken können. 78 solcher Organisationen in Österreich beteiligen sich an der Initiative, die Liste reicht von A wie Amnesty International bis Z wie Zoo Salzburg (Liste unter https://www.vergissmeinnicht.at).
Das neue Erbrecht erlaubt auch in Österreich sogenannte Testamentsspenden. Damit kann der Erblasser entscheiden, sein Vermögen zumindest zum Teil einem guten Zweck zu widmen. Das bietet „die außergewöhnliche Möglichkeit, Anliegen, die einem schon immer wichtig waren, über das eigene Leben hinaus zu unterstützen“, sagt Gerhard Lutschinger vom Fundraising Verband Austria (FVA), der als Träger hinter Vergissmeinnicht steht. Immer mehr Menschen könnten sich das vorstellen. Aktuell sind es 13 Prozent der Österreicher (über 40 Jahre) – 2012 waren nur acht Prozent dazu bereit. Tatsächlich getan hat das übrigens erst ein Prozent der Befragten. Deutlich über dem Schnitt liegt die Bereitschaft, über den Tod hinaus Gutes zu tun, bei kinderlosen Personen.
Dabei geht es um beträchtliche Vermögenswerte in privater Hand, die im Todesfall den Eigentümer wechseln. In Summe verfügen Österreicher über ein Vermögen von 1,3 Billionen Euro, 60 bis 70 Prozent davon entfallen auf Immobilien. Gibt es weder ein Testament noch erbberechtigte Angehörige, fällt der „erblose Nachlass“laut Gesetz an den Staat. Das ist in Österreich jährlich etwa 900 Mal der Fall.