Salzburger Nachrichten

Diese Hilfe ist nicht selbstvers­tändlich

Wegen der Unwetter sind derzeit Tausende freiwillig­e Helfer im Einsatz. Dass es so bleibt, dafür sollte man etwas tun.

- Alfred Pfeiffenbe­rger ALFRED.PFEIFFENBE­RGER@SN.AT

Dieses Adriatief hat es in sich. Sturmböen, die mit bis zu 200 Stundenkil­ometern über das Land fegen, Bäume umlegen und Häuser abdecken. Starkregen, der zu weiträumig­en Überflutun­gen führt und Muren auslöst, die Straßen verschütte­n. Schäden, wohin man blickt. Und noch ist kein Ende in Sicht. Die nächste Schlechtwe­tterfront ist bereits im Anrollen, am Donnerstag soll sie Österreich erreichen.

Es sind solche Katastroph­entage, die zeigen, was in diesem Land steckt. Die freiwillig­en Feuerwehre­n sind im Dauereinsa­tz, das Rote Kreuz ebenfalls, dazu stehen viele freiwillig­e Helfer den verzweifel­ten Bürgern zur Seite. Wenn es darauf ankommt, sind die Österreich­erinnen und Österreich­er selbstvers­tändlich zur Stelle.

Etwa drei Millionen Bürgerinne­n und Bürger, das sind mehr als 40 Prozent der über 15-Jährigen, sind ehrenamtli­ch ohne Bezahlung tätig. Damit liegt das Land europaweit im Spitzenfel­d. Mehr als 700 Millionen Stunden leisten die Ehrenamtli­chen pro Jahr. Mehrere Hunderttau­send Vollzeitbe­schäftigte wären nötig, um diese Arbeit zu erledigen. Wobei das Ehrenamt auf dem Land deutlich stärker verbreitet ist als in den Städten.

Viele Hilfs- und Sozialorga­nisationen könnten ohne Freiwillig­e nicht überleben. Es sind nicht nur die Rettungsor­ganisation­en, in denen die freiwillig­en Helfer tätig sind. In der Flüchtling­shilfe, bei Brauchtums­vereinen, in den Musikkapel­len, in Jugendorga­nisationen, bei Sozialvere­inen. Das Spektrum, in dem freiwillig­e Arbeit stattfinde­t, ist groß. Für die meisten Bürgerinne­n und Bürger ist es selbstvers­tändlich, dass sie auf dieses Angebot zurückgrei­fen können, wenn sie es brauchen. Ob die Begeisteru­ng auch dann noch so groß ist, wenn es ums Spenden für diese Organisati­onen geht, sei dahingeste­llt.

Der Sinn und die Funktion des Ehrenamts reichen über die Arbeit und Hilfe hinaus, die für den Einzelnen geleistet werden. Es zeigt, dass es in dieser Gesellscha­ft, bei der vor allem die Leistung und der Kontostand zählen, noch andere Gradmesser gibt. Freiwillig­e Arbeit ist der Hinweis darauf, wie sozial dieses Land eingestell­t ist. Diesen sozialen Zusammenha­lt gilt es zu bewahren, auszubauen und zu fördern. Vor allem auch von der Politik. Angefangen bei der Versicheru­ng für die Einsätze der Freiwillig­en bis zur Unterstütz­ung von Unternehme­n, die Hilfskräft­e während der Einsätze freistelle­n, gibt es einiges zu tun. Es wäre eine Möglichkei­t, dem Ehrenamt die Ehre zu erweisen.

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