Schnarchen ist ein Warnsignal
Jeder Vierte leidet unter gefährlichen Atemaussetzern im Schlaf.
Schnarchen stört nicht nur den Partner, es ist oft ein Warnsignal, dass jemand unter Schlafapnoe leidet. Dabei kommt es zu Atempausen im Schlaf. Eine Datenanalyse internationaler Studien, die auf dem diesjährigen Kongress der European Respiratory Society ERS präsentiert wurde, zeigt, dass Schlafapnoe (Atempausen im Schlaf) deutlich weiter verbreitet ist als bisher angenommen. Weltweit sind knapp eine Milliarde Menschen von einer obstruktiven Schlafapnoe betroffen, allein in Europa rund 175 Millionen. In Österreich leiden – den Schätzungen der Experten zufolge – über zwei Millionen Menschen unter gesundheitsgefährdenden Atemaussetzern. Das Fatale: Die meisten wissen nichts davon.
Bei der häufigsten Form, der sogenannten obstruktiven Schlafapnoe, erschlafft die Rachenund/oder Zungengrundmuskulatur während des Schlafs und verschließt die oberen Atemwege. Die Atemaussetzer können von zehn Sekunden bis zu zwei Minuten andauern. Aufgrund des dadurch entstehenden Sauerstoffmangels wacht der Schlafende – ohne es bewusst wahrzunehmen – oftmals während der Nacht auf, um wieder Luft zu holen. Dadurch wird der Schlaf massiv gestört. Morgens kann der Betroffene sich jedoch nicht daran erinnern. Dramatisch sind die Langzeitwirkungen der Schlafapnoe: Diese reichen von Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, Impotenz und Depressionen bis hin zu Schlaganfall und Herzinfarkt. „Schlafbezogene Atmungsstörungen werden immer noch stark unterschätzt“, sagt Josef Hoza, Obmann der Selbsthilfegruppe Schlafapnoe Österreich. „Weniger als zehn Prozent der Betroffenen werden überhaupt diagnostiziert. Dabei könnten viele psychische und organische Folgeerkrankungen bei rechtzeitiger Diagnose und Therapie vermieden werden.“
Bei Verdacht auf Schlafapnoe sollte schnellstmöglich eine Abklärung erfolgen – die Wartezeit in den österreichischen Schlaflaboren beträgt bis zu einem Jahr, die ambulante Diagnose durch den Facharzt (zu Hause im eigenen Bett) ist meist in zwei bis drei Wochen möglich.
Die Standardbehandlung ist das Tragen einer Atemmaske, die verbunden mit einem kleinen Beatmungsgerät den Verschluss des Atemweges verhindert. „Neben Gewichtsreduktion, Vermeidung der Rückenlage, logopädischen Übungen und Zahnschiene etabliert sich die Atemwegstimulation, auch Zungenschrittmacher genannt, in Österreich immer stärker“, sagt Hoza. Dabei hält eine implantierte Stimulationselektrode die oberen Atemwege während des Schlafs offen.