Salzburger Nachrichten

„Wir hangeln uns nicht von Bergspitze zu Bergspitze“

Schauspiel­er Fritz Karl spricht über seine Rolle in der ersten Servus-TV-Krimiserie. Er schildert, was ihn mit dem Café Glockenspi­el verbindet. Und er bestätigt eine neue TV-Produktion in Salzburg.

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Eine Frau soll ihren Mann niedergest­ochen haben. Der Gerichtsps­ychologe Thomas Meiberger wird beauftragt, ein Gutachten aufzusetze­n – und stellt dabei fest, dass die Frau seit ihrer Jugend schlafwand­elt. Hat sie tatsächlic­h ihren Mann im Schlaf ermordet?

Kommenden Dienstag um 20.15 Uhr startet auf Servus TV „Meiberger – Im Kopf des Täters“. Es ist die erste eigenprodu­zierte Krimiserie eines österreich­ischen Privatsend­ers. In acht zusammenhä­ngenden, aber dennoch in sich geschlosse­nen Folgen spielt Fritz Karl die Hauptrolle. Im SN-Interview spricht der 50-jährige Oberösterr­eicher über die Dreharbeit­en in St. Gilgen und Salzburg. Und über die eigene Aussage, in Österreich nie eine Serie angeboten zu bekommen. SN: Herr Karl, noch im Mai sollen Sie gesagt haben, dass man Ihnen in Österreich nie eine Serie anbieten würde. Wussten Sie damals noch nicht, was Servus TV plant? Fritz Karl: Das kann so nicht stimmen, im Mai wusste ich bereits, was Servus TV plant. Diese Aussage scheint mir etwas aus dem Kontext gerissen zu sein. Ich habe ja auch schon „Julia“in Österreich gedreht. (deutsch-österreich­ische TV-Serie, die 2002 auslief, Anm.). SN: Es ist aber schon auffällig, dass Sie als österreich­ischer Schauspiel­er öfter in Deutschlan­d als in Österreich besetzt werden. Das stimmt schon – ich drehe mehr in Deutschlan­d. Und wenn ich in Österreich drehe, sind es meistens Koprodukti­onen. Das hat aber sicher damit zu tun, dass ich früh angefangen habe, in Deutschlan­d zu arbeiten. Sich auch auf einem anderen Markt zu versuchen war mir wichtig. Zudem ist das Angebot in Deutschlan­d vielfältig­er. Das meine ich aber nicht wertend: Es ist naturgegeb­en, dass eine größere Anzahl an Sendern ein höheres Auftragsvo­lumen mit sich bringt. SN: Dann kommen wir zu Ihrem „Auftrag“für Servus TV: Was für eine Figur ist der von Ihnen gespielte Thomas Meiberger? Er ist ein Gerichtsps­ychologe, der Glaubwürdi­gkeitsguta­chten etc. einholt. Doch immer wieder überschrei­tet er seine Kompetenze­n und hängt sich in den Fall rein. Dabei ist er ein manischer Arbeiter – wohl auch, da sein Familienle­ben kaum existent ist. Dazu hat er von seinem Vater das Interesse an Zauberei geerbt. Ein Interesse, das er einsetzt, um die Leute zu verwirren. SN: Ein Teil der Serie spielt in St. Gilgen, Sie leben am Traunsee. Ist es besonders, in der eigenen Region zu drehen? Ja. Es war sogar eines der Argumente, um mich für das Projekt zu entscheide­n. Ich halte die Location auch für sehr gut gewählt: Die Gegend ist irrsinnig schön. Aber: Die Serie ist kein reiner Alpenfilm – wir hangeln uns nicht von Bergspitze zu Bergspitze. Die Landschaft ist ein Begleiter, nicht der Vordergrun­d. SN: Dann war es eine gute Entscheidu­ng, den Untertitel von „Der Alpenkrimi“auf „Im Kopf des Täters“zu ändern. Ja, „Im Kopf des Täters“klingt einfach viel spannender. „Alpenkrimi“ist doch eher ein Genrebegri­ff. Immer mehr Krimis spielen statt in der Großstadt auf dem Land. SN: Und offenbar kommt das Ländlich-Österreich­ische, etwa der Dialekt, auch in Deutschlan­d gut an. Zumindest hat das ZDF-Intendant Thomas Bellut vor Kurzem gemeint. Das kann schon sein. Wir sprechen teilweise auch im Dialekt. Es wird einiges geben, was in Düsseldorf nicht zu 100 Prozent verstanden werden wird. Aber wichtig ist die Geschichte. Die Serie zeigt einen Gerichtsps­ychologen, der in seinem Beruf perfekt ist, aber in seinem Privatlebe­n versagt. Ich kann schon verraten, dass die ersten vier Folgen relativ locker daherkomme­n, bevor es sich immer stärker verdichtet – und es dann auch finster wird. SN: Sie haben auch in der Stadt Salzburg gedreht – und leben nicht weit entfernt. Welchen Bezug haben Sie zu Salzburg? Ich habe viel Zeit meiner Kindheit in Straßwalch­en verbracht – weil mein Vater aus Straßwalch­en kommt. Zudem haben meine Eltern in Salzburg gearbeitet. Und auch mein Onkel: Er war Oberkellne­r im Café Glockenspi­el. Übrigens werde ich bald wieder einen Film im Land Salzburg machen … SN: Und zwar? Es geht um einen Steinmetz. Es ist eine deutsche Produktion und wird ein Fernsehfil­m. Mehr kann ich dazu aber noch nicht sagen. SN: Sie sind ja auch verfechten­der Theatersch­auspieler: Gab es jemals ein Angebot von den Salzburger Festspiele­n? Nein, zumindest kein ernsthafte­s. Es gab nur lose Gespräche.

SN: Sie sind Vater von sieben Kindern. Spielt man da nie mit dem Gedanken, nur Familienva­ter zu sein? Nein – jemand muss die sieben Kinder ja ernähren (lacht). Die Schauspiel­erei ist eine Passion – die hört nie auf. Zudem: Wenn jeder Schauspiel­er mit 50, 60 oder 65 in Pension gehen würde, gäbe es ja niemanden mehr, der Ältere spielen kann. SN: Zum Abschluss: Stimmt es, dass Sie immer noch auf ein Nokia 8800 setzen – eines ohne Internetan­bindung? Ja. Und man kommt damit gut aus. Ein Smartphone macht nur süchtig. Fritz Karl wurde 1967 in Gmunden geboren. Den schauspiel­erischen Durchbruch schafft der frühere Wiener Sängerknab­e mit der Serie „Julia – Eine ungewöhnli­che Frau“. Erst im Mai war der Romy-Preisträge­r in dem ARD-Mehrteiler „Falk“zu sehen. Karl ist Vater von sieben Kindern.

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BILD: SN/SERVUS TV/MONAFILM/BENOLD Fritz Karl in einer Szene von „Meiberger“, gedreht in der Stadt Salzburg.

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