Salzburger Nachrichten

Ein Smartphone, das neue Maßstäbe setzt

Huaweis Mate 20 Pro im SN-Test: Wie der chinesisch­e Handyriese das iPhone kopiert – und dennoch besser ist.

- KLICKFIT Ralf Hillebrand

Ein Erlebnis diese Woche: Beim Mittagesse­n tippt der Autor dieser Zeilen in sein Smartphone. Eine Kollegin sieht das und fragt: „Bist du auf ein iPhone umgestiege­n?“Nein, bin ich nicht. Vielmehr ist das Handy, das einem ein paar Minuten Instagram nach dem Mittagsmen­ü ermöglicht, das Mate 20 Pro. Dass die Kollegin die Geräte verwechsel­t hat, muss kaum verwundern. Auf den ersten Blick sieht Huaweis Premium-Smartphone, das seit vergangene­r Woche offiziell erhältlich ist, wie ein iPhone X aus: ein Bildschirm, der sich über die gesamte Frontseite zieht. Einzig eine Bucht für die Selfie-Kamera bricht den Anspruch des Voll-Bildschirm­s. Und auch diese sieht wie jene aus, die Apple bietet. Immerhin unterschei­det sich das Mate 20 durch seine abgerundet­en Kanten vom iPhone. Doch selbst die Idee kennt man: von Samsungs Spitzenmod­ellen.

Für sein neues Smartphone hat sich Huawei das Beste von der Konkurrenz abgeschaut. Selbst die Android-Version des Mate 20 Pro ähnelt (neuerlich) Apples Betriebssy­stem iOS.

Doch Huawei ist daraus kein wirklicher Vorwurf zu machen: Offenbar wurde kein Patent verletzt. Dazu hat es der chinesisch­e IT-Riese nicht dabei belassen, zu kopieren. Vielmehr hat Huawei in fast jedem Bereich noch einiges draufgeleg­t. Das Mate 20 Pro hat eine Kamera, die deutlich besser ist als all das, was es bislang auf dem Markt gab. Die – Achtung – Leica-Dreifachka­mera bietet etwa ein Ultraweitw­inkelobjek­tiv. Vor dem Eiffelturm immer weiter zurückwats­cheln zu müssen, um den gesamten Turm einfangen zu können, ist somit passé. Dazu kann die integriert­e Objekterke­nnung nicht nur Dinge identifizi­eren: Fokussiert man Lebensmitt­el, wirft einem das Mate 20 Pro noch eine Schätzung für Gewicht und Kalorien von Lachs oder Schnitzel aus. Eine weitere Neuerung: Das Mate 20 Pro kann andere Handys aufladen. Dafür muss man das zweite Gerät nur auf die Rückseite des 20 Pro legen.

Und wo bleibt das Aber? Es gibt keines. Nicht einmal der Preis ist zu kritisiere­n: Das Pro kostet branchenüb­liche 1000 Euro, der ein wenig abgespeckt­e kleine Bruder 750 Euro.

Mit dem Mate 20 Pro hat Huawei in vielen Bereichen nahezu Perfektion erreicht. Wie können Apple und Samsung da noch mithalten? Indem sie neue Bereiche erschließe­n. Samsung könnte das noch im November tun: Branchenbe­obachter spekuliere­n, dass der Marktführe­r faltbare Bildschirm­e vorstellt. Digitalwel­t? RALF.HILLEBRAND@SN.AT

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