Eiweißdiät stört die Mikroben im Darm
Der Dickdarm von Menschen und anderen Säugetieren ist mit all seinen Mikroben einer der dichtestbesiedelten Lebensräume der Welt. Dort herrscht aber chronischer Stickstoffmangel, wodurch der Wirt mit gezielten Spenden von Stickstoffverbindungen Zahl und Zusammensetzung der Bewohnerschaft steuern kann; diese Erkenntnis veröffentlichte ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung im Fachjournal „Nature Microbiology“. Stickstoff wird v. a. in Form von eiweißreicher Nahrungsmittel wie Fleisch und Hülsenfrüchten verzehrt. Der Wirt labt sich vor seinen Gästen, den Mikroben im Dickdarm. Er gibt ihnen aber auch etwas ab, z. B. stickstoffhältige Verbindungen im Schleim, den er ausscheidet, wie Michael Wagner, Department für Mikrobiologie und Ökosystemforschung der Universität Wien, erklärt. So kann er nicht nur kontrollieren, wie viele Mikroben sich im Dickdarm aufhalten können, sondern auch welche. Manche Populationen wie die für die Verdauung sehr hilfreichen Bakteriodeten profitieren nämlich besonders von den Stickstoffspenden und vermehren sich stärker als andere, wenn der Wirt damit spendabel ist. Die Bakterien sind aber keine hilflosen Almosenempfänger, sie fordern die Deckung ihrer Stickstoffbedürfnisse auch ein, ermittelte das Forschungsteam.
Besonders eiweißreiche Nahrung würde das System allerdings stören und sei deshalb als Diät kontraproduktiv, erklärte der Mikrobiologe. Damit macht man nämlich die Mangelware Stickstoff zu einem allzeit verfügbaren Gut und der Darm verliert eine Kontrollmöglichkeit über die in ihm lebenden Mikroben. In Folge vermehren sich auch schädliche Bakterien.