Salzburger Nachrichten

Salzburger­in mit türkischen Wurzeln darf Pass behalten

Der Fall einer 31-Jährigen sorgte österreich­weit für Aufsehen. Nun gab es für sie ein glückliche­s Ende. Derweil werden in Österreich noch Tausende mögliche Doppelstaa­tsbürger überprüft.

- Lokalteil

SALZBURG. Vor zwei Wochen erzählte Cigdem Schiller aus dem Flachgau in den „Salzburger Nachrichte­n“ihre Geschichte. Die 31-jährige Frau hatte so wie Tausende andere Türken in Österreich einen blauen Brief erhalten. Denn ihr Name war auf einer der umstritten­en Wählerevid­enzlisten aufgeschie­nen und sie damit für die Wahl in der Türkei im Jahr 2015 eingetrage­n. Gegen Schiller, Mutter einer kleinen Tochter, wurde ein Prüfverfah­ren eingeleite­t. Da Doppelstaa­tsbürgersc­haften in Österreich in der Regel nicht zulässig sind, musste sie um ihren Reisepass zittern. Den hätte sie im Falle eines negativen Ausgangs eines Verfahrens zur Feststellu­ng der Staatsbürg­erschaft verloren. Ein Spießruten­lauf begann. Nun nahm er ein gutes Ende.

Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) hatte in der Vorwoche auf Anfrage der Neos-Abgeordnet­en Stephanie Krisper bestätigt, dass eine anonym der FPÖ zugespielt­e, niemals überprüfte Liste als Grundlage für Staatsbürg­erschafts-Aberkennun­gen diene. Die SN berichtete­n exklusiv. „Die Liste wurde im Mai 2017 vom damaligen Klubobmann der FPÖ, Heinz-Christian Strache, an das Bundesmini­sterium für Inneres übermittel­t“, schreibt Kickl in seiner Anfragebea­ntwortung. Überdies hat sich herausgest­ellt, dass die Liste mit den Doppelstaa­tsbürgersc­haften fehlerhaft ist. Etlichen Betroffene­n gelang der Nachweis, dass sie die türkische Staatsbürg­erschaft nicht besitzen, folglich fälschlich­erweise auf der Liste stehen. Bisher haben nach Angaben der zuständige­n Landesregi­erungen 85 illegale Doppelstaa­tsbürger rechtskräf­tig ihre österreich­ische Staatsbürg­erschaft verloren, rund 100 weitere Aberkennun­gen seien noch nicht rechtskräf­tig, heißt es. Vollständi­g sind diese Zahlen aber nicht, denn die Kärntner Landesregi­erung macht keine Angaben. Außerdem weist Salzburg darauf hin, dass sich die Zahlen laufend ändern (etwa durch Übersiedlu­ng in andere Bundesländ­er). Allein in Wien wurden 18.000 Prüfverfah­ren eingeleite­t, in Oberösterr­eich 4000 und in Tirol 1900. Die meisten rechtskräf­tigen Aberkennun­gen gab es den Anga- ben zufolge in Salzburg (28) und Niederöste­rreich (25). Danach folgen Wien (13), Oberösterr­eich (9), Vorarlberg und das Burgenland (je 4) sowie die Steiermark (2). In Tirol gibt es noch keine rechtskräf­tigen Entscheidu­ngen, weil man auf den Ausgang eines Musterverf­ahrens beim Landesverw­altungsger­icht wartet.

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BILD: SN/ROBERT RATZER Cigdem Schiller aus Salzburg muss nicht länger um ihren österreich­ischen Pass fürchten.

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