Salzburger Nachrichten

Was in den USA heute auf dem Spiel steht

Donald Trump hat das Land gespalten wie kaum jemand zuvor. Nun steht seine Politik auf dem Prüfstand.

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WASHINGTON. Selten ist das Wort Schicksals­wahl so passend. Bei den traditione­llen Zwischenwa­hlen entscheide­t Amerika heute, Dienstag, nicht nur über die Zusammense­tzung des Kongresses. Warum ist diese Wahl so wichtig? Sie bestimmt darüber, ob Donald Trump sich künftig einer parlamenta­rischen Kontrolle unterwerfe­n muss oder ob er und seine Politik der Lüge und der Unterstell­ungen weiterhin freie Bahn haben. Seit Trumps Amtsantrit­t hat die „Washington Post“, die penibel Buch führt, rund 5000 öffentlich­e Lügen oder Halbwahrhe­iten des amerikanis­chen Präsidente­n gezählt. Politische Gegner oder Kritiker stellt Trump üblicherwe­ise als Verräter, Idioten oder Gauner dar. Was wird gewählt? Der Kongress ist das Parlament der Vereinigte­n Staaten. Er besteht aus zwei Kammern, dem Repräsenta­ntenhaus und dem Senat. Beide Kammern gemeinsam sind zur Gesetzgebu­ng befugt. Der Kongress soll laut Verfassung das Gegengewic­ht zum Präsidente­n bilden. Derzeit beherrsche­n die Republikan­er, die sich trotz anfänglich­er Kritik mittlerwei­le einhellig um Trump scharen, beide Kammern. Eine Überwachun­g der Arbeit des Weißen Hauses findet nicht statt. Was ist das Repräsenta­ntenhaus? Das Repräsenta­ntenhaus besteht aus 435 Abgeordnet­en. Jeder der 50 US-Bundesstaa­ten entsendet je nach seiner Bevölkerun­gszahl – Alaska schickt einen Vertreter, Kalifornie­n 53. Die Amtszeit der Abgeordnet­en ist auf zwei Jahre beschränkt. Da die Amtszeit des Präsidente­n vier Jahre beträgt, wird das „Haus“, wie es kurz genannt wird, auch zur Halbzeit jeder Präsidents­chaft gewählt. Daher der englische Ausdruck: Midterm Elections. Und der Senat? Der Senat ist die Länderkamm­er der USA. Jeder der 50 Bundesstaa­ten entsendet zwei Senatoren. Ihre Amtszeit beträgt sechs Jahre. Alle zwei Jahre steht ungefähr ein Drittel zur Wahl. Heute sind es 35. Der Senat genießt eine Reihe von Sonderrech­ten. So hat er in außenpolit­ischen Fragen das alleinige Mitsprache­recht. Weiters kann der Präsident ohne Zustimmung des Senats keine höheren Beamten ernennen, darunter Offiziere, Minister und Bundesrich­ter. Wie sind die Mehrheiten? Derzeit verfügen die Republikan­er in beiden Häusern über die Mehrheit. Im Repräsenta­ntenhaus stellen sie 240 von 435 Abgeordnet­en. Im Senat sind sie hauchdünn mit 51 zu 49 voran. Wie stehen die Chancen? Man sollte meinen, dass der Senat für die Demokraten einfacher zu erobern sein sollte. Das ist jedoch falsch. Von den 35 Senatorenp­osten, die zur Wahl stehen, werden 26 von Demokraten gehalten. Zehn dieser 26 Posten werden zudem in Staaten gewählt, die 2016 zum Teil überwältig­end für Donald Trump gestimmt haben. Dass die Demokraten alle 26 Sitze verteidige­n können und noch zwei dazugewinn­en, gilt als sehr unwahrsche­inlich.

Anders sieht es im Repräsenta­ntenhaus aus. Die Demokraten müssten 23 der 435 Wahlkreise umdrehen – und die meisten Umfragen sagen voraus, dass 60 republikan­ische Sitze wackeln.

36 von 50 Gouverneur­en werden neu bestimmt

Was wird sonst noch gewählt? In 36 der 50 US-Bundesstaa­ten stehen die Gouverneur­e und Landesparl­amente zur Wahl. Hier geht es den Republikan­ern wie den Demokraten im Senat: Sie verteidige­n 26 der 33 von ihnen regierten Bundesstaa­ten. Es ist von sehr großer Bedeutung, wer die Bundesstaa­ten beherrscht: Denn sie ziehen die Wahlkreise und können so Einfluss auf die Ergebnisse nehmen. Schlagend wird das für die Präsidente­nwahlen 2020.

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