Drei Irre spielen der Welt etwas vor
Im grellen Kleid der Farce erweist sich im Schauspielhaus Salzburg Dürrenmatts Komödie „Die Physiker“als unverwüstlicher Klassiker.
„Die Physiker“von Friedrich Dürrenmatt sind ein Schulbuchklassiker. Sie haben mittlerweile 56 Jahre auf dem Buckel und sind ziemlich unverwüstlich – weniger als moralische Geschichte, die nach Dürrenmatts Willen erst zu Ende gedacht sein kann, wenn sie die „schlimmstmögliche Wendung“genommen hat, weit mehr als grelle, zynische Groteske.
Das Schauspielhaus Salzburg hat sie ganz in diesem Stil seit Sonntag im Programm. Regisseur Peter Raffalt hat den Text, der von einem Kriminalfall ausgeht – drei Insassen einer Irrenanstalt, die sich für Einstein, Newton und König Salomo halten, haben drei Krankenschwestern ermordet –, klug gestrafft. Die Spieldauer von nur 80 Minuten hat somit angenehme „Tatort“-Länge.
Freilich sind die angenommenen Identitäten nicht die echten. Newton und Einstein entpuppen sich als Geheimdienstagenten, die „Salomo“Möbius die von ihm gefundene „Weltformel“entreißen wollen. Dass sie die Rechnung dabei ohne die Anstaltsleiterin, Fräulein Doktor Mathilde von Zahnd, gemacht haben, soll sie ihr (Weiter-)Leben kosten. Sie müssen, was sie angenommen haben, fortsetzen, da sie sonst, in der „normalen“Welt, als Mörder gelten würden.
Das Irren- als Tollhaus hat in einer zum Dauerbrenner gewordenen Aufführung in Zürich Kultregisseur Herbert Fritsch nach seiner Art zu einem akrobatisch überdrehten Slapstick in einer gelben Gummizellenbühne gemacht. So grell sind die Figuren in Salzburg nicht überschminkt, auch wenn man die Turmfrisur der Irrenärztin – Susanne Wende trägt sie mit Würde und stolziert an ihrem eleganten Stock mit schlackernden Beinen so selbstbewusst durch die Szene von Agnes Hamvas, als wäre sie schon zu Besuch als alte Dame Claire Zachanassian – durchaus mit jener aus Zürich in Konkurrenz setzen könnte.
Für Olaf Salzer (als Newton alias Beutler alias Kilton), Antony Connor (Ernesti alias Einstein alias Eisler) und Theo Helm (Möbius alias Salomo) bieten die jeweiligen Rollen (und Rollenspiele) dankbare Möglichkeiten, Komödienbrillanz mit tieferer Bedeutung vor- und den überforderten Inspektor Voß (Simon Jaritz) an der Nase herumzuführen. Kristina Kahlert als letztes Schwesternmordopfer schlüpft auch in die Rolle des jüngsten Möbius-Sohnes auf Besuch, wie auch andere Akteure kurze Doppelrollen übernehmen – dramaturgische Gründe sind darin nicht zu erkennen, eher Personalmangel. Aber in der Abwechslung liegt auch Tempo – das in verdienten Premierenapplaus mündete. Theater: