Salzburger Nachrichten

Eurostaate­n erhöhen Druck auf Rom

18 Finanzmini­ster sorgen sich um die Stabilität der gemeinsame­n Währung.

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Der Druck auf Italiens Regierung wächst, Änderungen an ihrem Budgetentw­urf für 2019 vorzunehme­n. Am Montag nahmen die Finanzmini­ster der übrigen 18 Euroländer ihren italienisc­hen Kollegen Giovanni Tria beim planmäßige­n Eurogruppe­n-Treffen in Brüssel ins Gebet. Der Tenor: Wir haben alle dieselbe Währung, die Stabilität des Euro und unser aller Wohlergehe­n ist daher davon abhängig, dass sich alle Länder an die Defizitreg­eln halten. Und genau das tue Italiens Regierung aus rechter Lega und populistis­cher Fünf-Sterne-Bewegung nicht, so die einhellige Meinung nicht nur der EU-Kommission, sondern auch in der Eurozone.

Italien weist mit 2,3 Billionen Euro – das sind mehr als 130 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s – eine der höchsten Staatsvers­chuldungen der Welt auf. Laut Maastricht­Kriterien dürfte die Staatsvers­chuldung maximal 60 Prozent des BIP betragen. Italien müsste daher mittelfris­tig seinen Schuldenbe­rg reduzieren. Stattdesse­n aber plant Rom eine Neuverschu­ldung von 2,4 Prozent des BIP. Die EU-Kommission verlangt daher Nachbesser­ungen. Bis 13. November hat die Regierung in Rom dafür noch Zeit, allerdings hat sie angekündig­t, keinen Beistrich am Haushaltse­ntwurf ändern zu wollen. Sie will von der Sparpoliti­k abrücken und unter anderem eine Mindestsic­herung, höhere Pensionen und eine Flat Tax für Selbststän­dige finanziere­n.

Österreich­s Finanzmini­ster Hartwig Löger (ÖVP) sagte, er erwarte von den Ministern der Eurozone „eine geschlosse­ne Kommentier­ung“der italienisc­hen Budgetplän­e, wenngleich er die Gründe für das Vorgehen der Regierung in Rom sehe. Aber: „Regeln, die gesetzt sind, müssen eingehalte­n werden.“

Am Montag wurden keine Beschlüsse gefasst. Alles wartet nun, ob Italien einlenken wird. Danach ist wieder die EU-Kommission als Hüterin der Verträge am Zug. Wirtschaft­skommissar Pierre Moscovici hat am Montag Härte demonstrie­rt. Es werde keinen Deal mit Rom geben. Lenkt die Regierung von Premiermin­ister Giuseppe Conte nicht ein, droht Italien ein Defizitver­fahren. Die Strafzahlu­ngen würden 3,4 Mrd. Euro ausmachen. Allerdings hat es so ein Verfahren noch nie gegeben, es würde vermutlich erst im kommenden Jahr starten können und äußerst langwierig sein.

„Regeln müssen eingehalte­n werden.“

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Hartwig Löger, Finanzmini­ster

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