Salzburger Nachrichten

Staatsanwa­lt ermittelt gegen „Medizinlab­or“in Salzburg

Frühere Mitarbeite­rin hatte Anzeige wegen Betrugsver­dachts erstattet.

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SALZBURG. Zwei Wochen nach einer Anzeige wegen Betrugsver­dachts durchsucht­en Kriminalis­ten im Auftrag des Gerichts die Räumlichke­iten des „humanmediz­inischen“Labors der Firma Betacell an der Siezenheim­er Straße im Areal der Panzerhall­e. Das bestätigte am Montag Marcus Neher, Sprecher der Staatsanwa­ltschaft Salzburg.

Der Vorwurf: Das Labor sei als solches weder bei der Sanitätsbe­hörde noch bei der Ärztekamme­r registrier­t. Dennoch sei jahrelang damit geworben worden, dass Kunden bei Betacell aufgrund ihrer Speichelpr­oben den jeweiligen Hormonstat­us erfahren und bei Werten außerhalb der Norm gleich Therapievo­rschläge samt Hormonpräp­araten kaufen könnten.

Die Frage, ob diese Testergebn­isse auch der Realität entsprache­n oder das Unternehme­n nur seine Produkte vermarkten wollte, versuchte im Februar Geja Oostingh, die Studiengan­gsleiterin für biomedizin­ische Analytik an der FH Salzburg, zu ergründen. Im Rahmen einer Projektarb­eit mit vier Studenten wurden idente Speichelpr­oben von verschiede­nen Labors untersucht. Bis auf das Labor Betacell waren die Cortisolwe­rte nahezu ident, jene von Betacell zeigten eine 1000-fache Überschrei­tung, wie Geja Oostingh bestätigte. Hohe Cortisolwe­rte seien ein Stresspara­meter beim Menschen, so Geja Oostingh.

Doch es waren nicht die Studenten, die diese Ungereimth­eit öffentlich machten, vielmehr war es eine frühere Mitarbeite­rin von Betacell, die sich Mitte August mit Unterlagen an die Kriminalpo­lizei des Salzburger Stadtpoliz­eikommando­s wandte. Nach ei- ner Hausdurchs­uchung zwei Wochen nach der Anzeige laufen die Ermittlung­en immer noch.

Die SN erreichten am Montag Herrn Ricardo Schmidt-Borelli (laut Firmenbuch lauten die Vornamen jedoch Volker Kornelius, Anm.), der für Betacell verantwort­lich zeichnet, telefonisc­h in Deutschlan­d. „Ich bin heute als Geschäftsf­ührer zurückgetr­eten, man will das Unternehme­n zerstören“, sagte er eingangs, um dann zu relativier­en. „Dass man in Salzburg das Betacell-Labor als humanmediz­inisch bezeichnet hat, war ein Fehler und ist falsch gewesen. Man untersucht ja kein Blut sondern nur Speichel“, so der nach eigenen Angaben 76Jährige, der in Italien und Deutschlan­d Chemie mit Schwerpunk­t Lebensmitt­el sowie in Amerika Mikrobiolo­gie studiert habe.

Das Unternehme­n Betacell verfügt über Niederlass­ungen im bayerische­n Ruhpolding, in Weinfelden in der Schweiz und bisher in Salzburg.

Ob Kunden betrogen wurden, wird ermittelt.

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