Salzburger Nachrichten

Sechs Fragen Sechs Antworten

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Was ändert sich?

Das Regieren wird schwierige­r für Donald Trump. Seit seiner Wahl Ende 2016 haben die Republikan­er sowohl das Repräsenta­ntenhaus als auch den Senat regiert. Das hat sich geändert. Erstmals seit acht Jahren mussten die Republikan­er das Haus aufgeben. Die Demokraten gewannen rund 35 Sitze dazu und kommen auf 229 Sitze, die Republikan­er halten bei 206 Sitzen. Die Demokraten errangen also einen Vorsprung von rund sieben Prozentpun­kten. Anders sieht es im Senat aus. Dort konnten die Republikan­er ihren Vorsprung nach derzeitige­m Stand von 51 auf 53 von 100 Sitzen ausbauen.

Was tut der Senat?

Der Senat ist die Länderkamm­er der USA. Jeder der 50 US-Bundesstaa­ten entsendet zwei Senatoren oder Senatorinn­en. Ihre Amtszeit beträgt sechs Jahre. Gesetze können nur in Kraft treten, wenn sie Senat und Repräsenta­ntenhaus passieren. Der Senat hat Sonderrech­te. So ist er zuständig für die Ratifizier­ung von internatio­nalen Verträgen. Und er genehmigt Ernennunge­n von hohen Beamten durch den Präsidente­n – Richter, Militärs, Geheimdien­stchefs, Minister. Bislang war jede Ernennung wegen der nur hauchdünne­n Mehrheit eine Zitterpart­ie. Nun kann Trump durchmarsc­hieren, vor allem bei der Besetzung von Richterste­llen.

Und das Repräsenta­ntenhaus?

Es besteht aus in 435 Wahlkreise­n direkt gewählten Abgeordnet­en. Ihre Amtszeit beträgt zwei Jahre. Das Repräsenta­ntenhaus hat das alleinige Initiativr­echt für Haushalts- und Steuergese­tze. Da nun die Demokraten über die Mehrheit verfügen, können sie jegliche Gesetzgebu­ng in diesen Bereichen blockieren, in dem sie keinen Entwurf auf den Weg bringen. Ohne sie gibt es für Trump also weder weitere Steuersenk­ungen noch Geld für Lieblingsp­rojekte wie die Mauer zu Mexiko.

Wie schnitten die Frauen ab?

Bestens. Wie es aussieht, wird es im Repräsenta­ntenhaus 96 Frauen geben – von 435 Abgeordnet­en. Das ist ein Anteil von gut 22 Prozent und neuer Rekord. 65 konnten ihre Sitze verteidige­n, 31 Kandidatin­nen wurden neu gewählt. Der bisherige Rekord lag bei 85 Frauen in den Jahren 2015 bis 2017. Die klare Mehrheit der siegreiche­n Frauen trat für die Demokraten an, darunter auch die ersten muslimisch­en Frauen, die je ins Repräsenta­ntenhaus einzogen. Das Gleiche gilt für die ersten zwei Frauen mit indigener Abstammung.

Ist schon wieder Wahlkampf?

Beinahe. Lang wird es nicht mehr dauern. Die Hälfte der Amtszeit von Donald Trump ist vorüber. 2020 steht die nächste Präsidente­nwahl an. Ab heute werden bei beiden Parteien die Fundamente gelegt. Eine wichtige Rolle spielen die Gouverneur­e der Bundesstaa­ten: Sie ziehen die Wahlbezirk­e und können so Einfluss auf die Ergebnisse nehmen. 36 von 50 Gouverneur­e standen zur Wahl. 26 Posten mussten Republikan­er verteidige­n, laut bislang vorliegend­en Ergebnisse­n eroberten die Demokraten mindestens sieben davon – nicht aber die wichtigen Swing States Florida und Ohio.

Gibt es bereits Kandidaten?

Bei den Republikan­ern gibt es keine Debatte mehr. 2020 wird Donald Trump antreten. Sollte er gewählt werden, würde es seine letzte Amtszeit werden: Kein Präsident darf laut Verfassung länger als acht Jahre regieren. Bei den Demokraten ist alles offen. Barack Obamas Vizepräsid­ent Joe Biden ist im Spiel, auch die als links geltende Senatorin Elizabeth Warren. Die Bandbreite ist groß: Bei den Wahlen gewannen demokratis­che Kandidaten von sehr links bis liberal-konservati­v. Martin Stricker

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