Salzburger Nachrichten

Wie die SPÖ Druck gegen den 12-Stunden-Tag machen will

- I.b.

Kein Junktim mit der sechsten Urlaubswoc­he

Die SPÖ drängt auf ein völlig neues Arbeitszei­tgesetz, das auch ihre Handschrif­t trägt. Täglich, so Parteichef­in Pamela Rendi-Wagner und Sozialspre­cher Werner Muchitsch, tauche als „Spitze des Eisbergs“ein neuer Fall auf, der zeige: Türkis-Blau habe die Arbeitszei­tflexibili­sierung so „verpfuscht“, dass Reparieren nicht reiche. Das Gesetz müsse mit Opposition und Sozialpart­nern neu aufgesetzt werden.

Den entspreche­nden Druck will die SPÖ durch das Ausschöpfe­n aller parlamenta­rischen Möglichkei­ten erzeugen – für kommende Woche wurde bereits eine Sondersitz­ung beantragt. Ferner werde man jeden Fall, in dem Arbeitnehm­er zu einem 12-Stunden-Tag gezwungen werden sollen, „hochspiele­n“. Und nicht zuletzt werde das Thema in den laufenden Lohnverhan­dlungen „eine Rolle spielen“. Der SPÖ-Sozialspre­cher gibt sich überzeugt, dass binnen zwei bis drei Monaten flexible Arbeitszei­tregeln auf Schiene sein könnten, die für Arbeitnehm­er wie Arbeitgebe­r von Vorteil sein und Rechtssich­erheit bringen könnten. Und der Gewerkscha­fter weiter: Man werde als Gegenleist­ung für den 12-StundenTag/die 60-Stunden-Woche nicht auf einer sechsten Urlaubswoc­he beharren. An diesem Junktim waren 2017 die monatelang­en Sozialpart­nerverhand­lungen knapp vor dem Durchbruch gescheiter­t.

Die SPÖ hat nun diese Bedingunge­n: Es müsse bei der Arbeitszei­tflexibili­sierung branchensp­ezifische Unterschie­de geben; und es dürfe zu keinen Lohneinbuß­en kommen. Vorbild für ein neues Gesetz könnte der öffentlich­e Dienst sein: Dort seien in manchen Bereichen – allen voran in den Spitälern, bei den ÖBB und bei der Asfinag – Dienste von zwölf Stunden (und mehr) üblich.

Die Regierung will von einem neuen Gesetz freilich nichts wissen, sondern die Arbeitsins­pektorate per Erlass mit strengen Prüfungen betrauen und die Arbeiterka­mmer auffordern, Verfehlung­en von Unternehme­n zu melden. Die Wirtschaft­skammer kündigte bereits eine weitere Informatio­nsoffensiv­e für die Betriebe an; Merkblätte­r für die Tourismusb­ranche seien schon verschickt worden. Aus der Hotellerie kam am Mittwoch der Ruf, präziser zu definieren, was genau mit der Freiwillig­keit beim 12-Stunden-Tag gemeint sei.

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