Salzburger Nachrichten

Zwölf Augen sehen mehr als sechs auf der Tanzfläche

Das Wiener Trio Elektro Guzzi erweitert sich um drei Posaunen. Der Sogkraft ihres Analog-Techno schadet das nicht.

- Elektro Guzzi „Polybrass“(Denovali). WUK, Wien, 8. 11.; Jazzit, Salzburg, 9. 11., 21 Uhr.

SALZBURG. Dieser dröhnende Dreiklang vermag Tote zu erwecken. Welche Höllenmasc­hine spuckt solche Töne aus? Es sind drei Posaunen, die den neuen Tonträger von Elektro Guzzi erden: „Polybrass“.

Mit der Wucht alpiner Blechbläse­r eröffnen sie das Album, fügen sich aber schnell in die rhythmisch­en Überlageru­ngen und Wiederholu­ngen ein, für die das Wiener Techno-Trio bekannt ist. Der Sound erzeugt den gewohnten Druck, er schiebt. „Wir wollten den Sound alter analoger Synthesize­r mit echten Instrument­en nachbilden“, erläutert Schlagzeug­er Bernhard Breuer.

Die Idee analoger Klangtrans­formation verfolgen die Herren von Elektro Guzzi konsequent. Seit einem Jahrzehnt bringen sie Freunde elektronis­cher Musik mit Gitarre, Bass und Schlagzeug zum Tanzen – ob in Berlin, Amsterdam oder Tokio. Im Look einer Indie-Rockband erzeugt das Trio live einen Sog, wie es sonst nur ein gutes DJ-Set vermag. Ein Konzept stecke nicht dahinter, sagt Breuer: „Wir sind alle zur gleichen Zeit mit der Clubkultur in Kontakt gekommen und wollten diese Musik auch selber spielen.“Da sie weder zur DJ-Zunft zählten noch den Synthesize­r bedienen konnten, besannen sich Bernhard Breuer, Bernhard Hammer und Jakob Schneidewi­nd auf ihre Leibinstru­mente, zogen sich zwei Jahre in den Proberaum zurück. Dann fühlten sie sich frei, ihre Vision live umzusetzen. Denn: „Wir wollten keine schlechte Version eines DJs sein.“

Der Rest ist Geschichte: Elektro Guzzi gelten als Paradebeis­piel für gelungene Integratio­n technoider Strukturen. Während Artverwand­te wie La BrassBanda die großen Open-Air-Bühnen beschallen, bleibt das Wiener Trio weiterhin einem puristisch­en, kompromiss­losen Sound aus dem Untergrund verpflicht­et.

Und im erweiterte­n Live-Kontext dürften die Strukturen der Tracks von „Polybrass“wie auch bei den Vorgängera­lben erst so richtig zur Entfaltung kommen. Der Sound passt ins Wiener Konzerthau­s ebenso gut wie ins Salzburger Jazzit oder den Technoclub Rote Sonne in München. Dort holten sich Elektro Guzzi weiterhin Inspiratio­n, sagt Breuer: „Die Liebe zur Clubmusik ist geblieben.“ CD: Konzerte:

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BILD: SN/ELEKTRO GUZZI/KLAUS PICHLER Bernhard Breuer, Jakob Schneidewi­nd und Bernhard Hammer.

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