Zwölf Augen sehen mehr als sechs auf der Tanzfläche
Das Wiener Trio Elektro Guzzi erweitert sich um drei Posaunen. Der Sogkraft ihres Analog-Techno schadet das nicht.
SALZBURG. Dieser dröhnende Dreiklang vermag Tote zu erwecken. Welche Höllenmaschine spuckt solche Töne aus? Es sind drei Posaunen, die den neuen Tonträger von Elektro Guzzi erden: „Polybrass“.
Mit der Wucht alpiner Blechbläser eröffnen sie das Album, fügen sich aber schnell in die rhythmischen Überlagerungen und Wiederholungen ein, für die das Wiener Techno-Trio bekannt ist. Der Sound erzeugt den gewohnten Druck, er schiebt. „Wir wollten den Sound alter analoger Synthesizer mit echten Instrumenten nachbilden“, erläutert Schlagzeuger Bernhard Breuer.
Die Idee analoger Klangtransformation verfolgen die Herren von Elektro Guzzi konsequent. Seit einem Jahrzehnt bringen sie Freunde elektronischer Musik mit Gitarre, Bass und Schlagzeug zum Tanzen – ob in Berlin, Amsterdam oder Tokio. Im Look einer Indie-Rockband erzeugt das Trio live einen Sog, wie es sonst nur ein gutes DJ-Set vermag. Ein Konzept stecke nicht dahinter, sagt Breuer: „Wir sind alle zur gleichen Zeit mit der Clubkultur in Kontakt gekommen und wollten diese Musik auch selber spielen.“Da sie weder zur DJ-Zunft zählten noch den Synthesizer bedienen konnten, besannen sich Bernhard Breuer, Bernhard Hammer und Jakob Schneidewind auf ihre Leibinstrumente, zogen sich zwei Jahre in den Proberaum zurück. Dann fühlten sie sich frei, ihre Vision live umzusetzen. Denn: „Wir wollten keine schlechte Version eines DJs sein.“
Der Rest ist Geschichte: Elektro Guzzi gelten als Paradebeispiel für gelungene Integration technoider Strukturen. Während Artverwandte wie La BrassBanda die großen Open-Air-Bühnen beschallen, bleibt das Wiener Trio weiterhin einem puristischen, kompromisslosen Sound aus dem Untergrund verpflichtet.
Und im erweiterten Live-Kontext dürften die Strukturen der Tracks von „Polybrass“wie auch bei den Vorgängeralben erst so richtig zur Entfaltung kommen. Der Sound passt ins Wiener Konzerthaus ebenso gut wie ins Salzburger Jazzit oder den Technoclub Rote Sonne in München. Dort holten sich Elektro Guzzi weiterhin Inspiration, sagt Breuer: „Die Liebe zur Clubmusik ist geblieben.“ CD: Konzerte: