Rot-Weiß-Rot-Karte neu, bitte warten
Geregelte Zuwanderung solle helfen, den Fachkräftemangel zu lösen, betont die Regierung. Anders als von der Wirtschaft erhofft kommt die Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte aber nicht mit Jänner.
SALZBURG. Fachkräfte werden von Österreichs Betrieben dringend gesucht. Auf umso mehr Unverständnis stoßen da bei vielen Unternehmern Abschiebungen von jungen Asylbewerbern in der Lehre oder auch die jüngste Entscheidung Österreichs, den UNO-Migrationspakt nicht zu unterzeichnen. Denn ohne Zuwanderung lasse sich die Personallücke nicht füllen. Die Regierung kontert stets, geregelte Zuwanderung – und zwar über die 2010 eingeführte Rot-Weiß-Rot-Karte – solle da Abhilfe bringen. Dass diese dafür reformiert werden soll, wurde bereits mehrfach angekündigt.
Allerdings wird diese Reform, anders als vom Wirtschaftsministerium noch im September angekündigt, nicht mit 1. Jänner kommen. Mit Jahresbeginn 2019 komme vorerst nur die neue Mangelberufsliste, die wie jedes Jahr mit 1. Jänner aktualisiert werde, betonte ein Sprecher von Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck am Mittwoch. Basis dafür sind Daten des AMS, das ermittelt, in welchen Berufen viele offene Stellen gemeldet sind, es aber nur wenige Arbeitslose gibt. Andere angedachte Änderungen würden zwar mit dem Sozialministerium verhandelt. „Hier haben wir aber keinen Druck, bis 1. Jänner eine Lösung zu finden.“Vonseiten des Wirtschaftsministeriums angestrebt sei etwa die Regionalisierung der Mangelberufsliste, wodurch Jobs auch dann zum Mangelberuf werden, wenn in einem Bundesland und nicht bundesweit ein eklatanter Mangel herrscht. Das sorgte zuletzt etwa bei Köchen für Ärger, die zwar in Westösterreich händeringend gesucht werden, nicht aber im Osten. Auch ein Aufenthaltstitel für Lehrlinge, vor allem aber eine schnellere Abwicklung der RotWeiß-Rot-Karte seien Thema, so das Ministerium. So dauert eine Bewilligung derzeit an die sechs Monate, die Wirtschaft hätte gern eine Erteilung binnen acht Wochen. Zudem solle um eine Bewilligung nicht mehr nur in Papierform, sondern auch online angesucht werden können. Auch der Passus, dass man schon beim Ansuchen eine „ortsübliche Unterkunft“nachweisen müsse, solle fallen. „Normalerweise ist es umgekehrt, erst sucht man einen Job, dann eine Wohnung“, heißt es dazu im Wirtschaftsministerium. Wann die Reform stehen könnte, darauf will man sich nicht festlegen.
„Erhofft hätten wir die Änderung mit 1. Jänner. Zugesagt hat man sie uns jetzt für das erste Quartal“, erklärt Tourismus-Obfrau Petra Nocker-Schwarzenbacher. Eine Erleichterung erhofft man sich im Tourismus dennoch mit Jahresbeginn, und zwar was die besonders dringend gesuchten Köche betrifft. Laut den jüngsten AMS-Daten habe man da mittlerweile im ÖsterreichSchnitt und nicht nur in den Tourismushochburgen wie Salzburg oder Tirol jene „unerfreuliche“Voraussetzung für einen Mangelberuf erreicht, wonach weniger als 1,5 Köche auf eine offene Stelle kommen. „Wir hoffen sehr, dass damit im Jänner endlich der Koch als Mangelberuf ausgewiesen wird.“
Wie dringend eine Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte in Verbindung mit der Mangelberufsliste ist, zeigen die Zahlen, wie viele Fachkräfte aus Drittstaaten man damit überhaupt nach Österreich holen konnte. Im Vorjahr waren es bis Ende November bei elf Mangelberufen ganze 292 Fachkräfte. Heuer stieg die Zahl im Zeitraum von Jänner bis Ende September auf 506 erteilte Gutachten. Allerdings stieg die Anzahl der Mangelberufe Anfang des Jahres auch kräftig an, von elf auf 27 – ein bisheriger Höchststand.
Der Großteil der Fachkräfte aus Drittstaaten hat eine technische Ausbildung, allein fast 100 sind es in Maschinenbau und Elektronik, weitere knapp 200 sind unter dem allgemeinen Titel „Techniker/-innen“geführt. An zweiter Stelle stehen die Fachkräfte in Pflegeberufen. Hier gab es heuer über die Mangelberufsliste bisher 69 positive Gutachten. Es folgen unter anderem Elektriker/-innen (33), Maschineneinrichter (30) und Spengler (29).
Separat abgewickelt wird die Erteilung der Rot-Weiß-Rot-Karte für besonders Hochqualifizierte, sonstige Schlüsselkräfte und Studienabsolventen einer österreichischen Hochschule. Für Letztere habe es im Vorjahr bereits Verbesserungen gegeben, sagt die Migrationsbeauftragte in der Wirtschaftskammer, Margit Kreuzhuber. So sei die Dauer der Arbeitssuche von sechs auf zwölf Monate erhöht worden, und auch Start-up-Gründer könnten nun eine Rot-Weiß-Rot-Karte beantragen. Ausgestellt wird sie für 24 Monate. Bewerben können sich derzeit sowohl der künftige Arbeitgeber als auch der Zuwanderer.
Zu den Verhandlungen zur Reform will man in der Wirtschaftskammer nichts sagen. Nur so viel: „Es ist ein sensibles Thema.“Wichtig sei, dass zügig umgesetzt werde, was im Regierungsprogramm stehe. Das heißt, es geht um rein qualifizierte Zuwanderung. Die Lehrlingsausbildung über eine Rot-Weiß-RotKarte dürfte kein Thema sein.
„Hoffen, dass der Koch endlich als Mangelberuf ausgewiesen wird.“