Salzburgs aufgehender Stern
Hannes Wolf hat sich bei Red Bull Salzburg in die internationale Auslage gespielt. Der 19-Jährige bringt besondere Tugenden mit, weshalb er auch als Lieblingsschüler von Bullen-Trainer Marco Rose gilt.
So wie Hannes Wolf Fußball spielt, wie er in Interviews spricht und welche Erfolge er in seiner Vita vorzuweisen hat, ist es schon erstaunlich, dass dieser junge Mann eigentlich noch ein Teenager ist. Mit 19 Jahren ist Wolf zweifacher österreichischer Fußballmeister und Gewinner der UEFA Youth League. Er war fixer Bestandteil jener Mannschaft, die in der Europa League bis ins Halbfinale vorgedrungen ist. Und er ist derjenige Profi von Red Bull Salzburg, der das gewisse Etwas hat, der mit seiner kaltschnäuzigen Art auf dem Platz Spiele entscheiden kann. Das macht ihn, angelehnt an Manchester-UnitedTrainer José Mourinho, zu Salzburgs „Special One“.
Nicht von ungefähr ist Wolf der erklärte Lieblingsschüler von Bullen-Trainer Marco Rose, der mit dem gebürtigen Steirer inzwischen seit vier Jahren, seit er vom Jugend- ausbildungszentrum Graz-Umgebung-Süd, kurz JAZ GU-Süd, in den Nachwuchs von Red Bull Salzburg gewechselt war, zusammenarbeitet. Rose war Wolfs Trainer in der U16, in der U18, im erfolgreichen U19-Youth-League-Team und er fördert ihn bis heute in der Kampfmannschaft. Sein ganzes Können soll er auch heute (21 Uhr) im Europa-League-Duell bei Norwegens Rekordmeister Rosenborg Trondheim zum Besten geben.
Das ohnehin schon ausgeprägt vorhandene Selbstvertrauen wurde in der vergangenen Woche noch einmal zusätzlich gestärkt. Einerseits durch Wolfs Last-Minute-Tor zum 2:1-Sieg gegen Mattersburg. Andererseits wurde dem Red-BullProfi die Ehre zuteil, bei der Sporthilfe-Gala in Wien die Trophäe für die „Mannschaft des Jahres“entgegenzunehmen. Dass auf der größten Sportbühne Österreichs nicht etwa Kapitän Andreas Ulmer oder Torhüter-Routinier Alexander Walke (beide waren stattdessen im CupEinsatz in Lustenau) standen, sondern der 19-jährige Hannes Wolf, zeigt, welchen Stellenwert sich der Youngster in Salzburg mittlerweile erarbeitet hat. Längst hat sich Wolf auch international in die Auslage gespielt. Seinen Marktwert hat er laut der gängigen Fußball-Plattform transfermarkt.at auf sechs Millionen Euro geschraubt. Es wäre nicht überraschend, wenn Wolf die Bullen im kommenden Transfer-Sommer verlässt. Noch weniger würde es überraschen, wenn er dies im Duett mit seinem väterlichen Trainer Marco Rose tut.
In Salzburg blickt der 19-Jährige auf bald zwei Profijahre zurück. Wolf: „Bei meinem Debüt war ich 17, da spielten wir noch unter Trainer Óscar García. Er hat mich damals in der Europa League gegen Schalke eingewechselt (Dezember 2016, Salzburg siegte 2:0, Anm.).“Das sei mittlerweile eine gefühlte Ewigkeit her. „Seitdem hat sich einiges verändert. Ich denke, mit der Zeit verändert man sich auf verschiedene Arten und lernt dazu, was einem selbst guttut und was eben nicht. Aber auch der Umgang mit Niederlagen ist bei mir heute ein anderer als früher“, erzählt der ehrgeizige Offensivspieler, dessen Vorbild niemand Geringerer als der mehrfache Weltfußballer Cristiano Ronaldo ist. Wolf versucht seinem Idol nachzueifern, so hat HW13 etwa den Trainingseifer von CR7 kopiert. Er macht Extraeinheiten auf dem Trainingsplatz und stählt sich in der Kraftkammer. „Ich probiere, so viel wie möglich zu trainieren, soweit es gut für mich und meinen Körper ist. Hannes Wolf, Red Bull Salzburg Es zählt nicht nur das, was du auf dem Platz machst, sondern auch, was du im Regenerationsbereich tust. Ich versuche mich immer zu motivieren“, sagt Wolf und zeigt sich beinahe im selben Atemzug selbstkritisch. Individuelle Fehler analysiert er trocken, Potenzial ortet er vielerorts: „Grundsätzlich kann man sich immer verbessern. Vor allem will ich aber mehr Konstanz in mein Spiel bringen, mein Zweikampfverhalten und meine Entscheidungen in Drucksituationen verbessern.“
Die Gabe zur richtigen Selbsteinschätzung ist nur eine weitere Tugend, die Rose an seinem Lieblingsschüler schätzt. Wohl auch deshalb erlitt Wolf durch persönliche Rückschläge wie diesen unglücklichen Ballverlust nahe der Strafraumgrenze, der zum 1:2 gegen Roter Stern Belgrad führte, die Lebensgeister der Serben neu erweckte und schließlich zum Aus im Champions-League-Play-off führte, noch nie einen Karriereknick.
In 65 Pflichtspielen für Red Bull Salzburg hat Wolf 15 Tore erzielt und 17 Assists beigesteuert. Ein Topwert für einen 19-Jährigen, der sich damit aber nicht zufriedengeben will, wie er vor dem Gastspiel in Trondheim betonte: „Klarerweise bekommt man die hohe Erwartungshaltung an uns mit, aber es belastet uns als Mannschaft nicht. Auch wir Spieler haben natürlich andere Erwartungen an diese Saison als in der letzten.“Da endete die Reise bekanntlich erst im Halbfinale der Europa League …
„Wir haben in der Europa League natürlich andere Erwartungen nach der vergangenen Saison.“