Ein Ende der „kalten Progression“
In diesen Tagen werden die Kollektivvertragsverhandlungen geführt – und wie immer nach dem gleichen Muster. Da geht es dann um zwei, drei oder mehr Prozent an Gehaltserhöhungen. Prozente sind aus meiner Sicht der völlig falsche Ansatz und das lässt sich an Beispielen erklären.
Erhält ein Angestellter 1500 Euro Bruttolohn, der um zwei oder drei Prozent erhöht wird, kommen bei ihm – nach Abzug der Steuern – vielleicht 30 Euro netto an. Erhält jemand 3000 Bruttolohn, sind es rund 50 Euro netto. 50 Euro bei einem besser Verdienenden fallen da nicht ins Gewicht, für einen Geringverdiener verbessert sich das Leben mit 30 Euro aber nicht! Und das ist nicht gerecht und verteuert so automatisch Dienstleistungen wie Handwerkerstunden und vieles andere mehr. Soziale Gerechtigkeit schaut anders aus und die Schere geht immer weiter auseinander. Nicht Prozente gehen einkaufen, sondern Euros.
Gewerkschafter und Sozialpartner sollten sich einmal darüber Gedanken machen, den unwürdigen Komödienstadel zu beenden. Gefordert ist aber ebenso der Finanzminister, der sich – bei der geübten Praxis bei Lohnverhandlungen – lediglich über mehr Steuereinnahmen freut. Eingelöst werden sollte aber endlich auch das Versprechen, die „kalte Progression“abzuschaffen. Georg Walter