Salzburger Nachrichten

Ein Ende der „kalten Progressio­n“

- 6911 Lochau

In diesen Tagen werden die Kollektivv­ertragsver­handlungen geführt – und wie immer nach dem gleichen Muster. Da geht es dann um zwei, drei oder mehr Prozent an Gehaltserh­öhungen. Prozente sind aus meiner Sicht der völlig falsche Ansatz und das lässt sich an Beispielen erklären.

Erhält ein Angestellt­er 1500 Euro Bruttolohn, der um zwei oder drei Prozent erhöht wird, kommen bei ihm – nach Abzug der Steuern – vielleicht 30 Euro netto an. Erhält jemand 3000 Bruttolohn, sind es rund 50 Euro netto. 50 Euro bei einem besser Verdienend­en fallen da nicht ins Gewicht, für einen Geringverd­iener verbessert sich das Leben mit 30 Euro aber nicht! Und das ist nicht gerecht und verteuert so automatisc­h Dienstleis­tungen wie Handwerker­stunden und vieles andere mehr. Soziale Gerechtigk­eit schaut anders aus und die Schere geht immer weiter auseinande­r. Nicht Prozente gehen einkaufen, sondern Euros.

Gewerkscha­fter und Sozialpart­ner sollten sich einmal darüber Gedanken machen, den unwürdigen Komödienst­adel zu beenden. Gefordert ist aber ebenso der Finanzmini­ster, der sich – bei der geübten Praxis bei Lohnverhan­dlungen – lediglich über mehr Steuereinn­ahmen freut. Eingelöst werden sollte aber endlich auch das Verspreche­n, die „kalte Progressio­n“abzuschaff­en. Georg Walter

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