Salzburger Nachrichten

Migrations­problem braucht Lösungen

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Zu „Österreich ist kein Musterschü­ler mehr“(SN vom 2. 11.):

Sehr geehrter Herr Purger (zu Ihrem Leitartike­l), ich wurde kürzlich gefragt, ob ich einen Migrations­hintergrun­d habe. Ich verneinte. Doch dann kam ich ins Grübeln. Habe ich nicht, wie so viele Österreich­er, Vorfahren aus der gesamten Monarchie? Ist da nicht mein böhmischer und mährischer Großvater? Sind da nicht die polnischen, tschechisc­hen und ungarische­n Wurzeln? Hat es nicht meine Ahnen aus Graz und Tirol nach Wien gezogen, um dort eine Anstellung und Verdienst zu finden? Sie alle waren nicht auf der Flucht, sondern wollten ihr Auskommen verbessern, der Großraum Wien zog sie an. Sie waren, wenn Sie so wollen, Wirtschaft­sflüchtlin­ge.

Ganz anders die Flüchtling­e aus dem Osten, die Haus und Hof zurücklass­en mussten und getrieben von der Walze des Zweiten Weltkriegs letztendli­ch eine neue Heimat in Salzburg fanden. (Ich erinnere mich gut an die Lager in Grödig und an der Alpenstraß­e.)

Ich bin traurig, dass unserer Regierung offensicht­lich der Mut fehlt, zur Lösung der Migrations­problemati­k beizutrage­n. Es wird zu wenig sein, die Augen fest zu schließen, wegzuschau­en und auf die Zeit oder nachfolgen­de Generation­en zu hoffen. Es ist beschämend, dass Österreich gerade jetzt im Jahr des EU-Vorsitzes, statt Vorbild zu sein, sich hinter Umfragewer­ten versteckt, den UNOPakt nicht unterschre­ibt und damit auch anderen Staaten den Anlass gibt, das uns gleichzutu­n. Bertlinde Schider

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