Salzburger Nachrichten

„Der Griff nach den Sternen“

Ein äußerst erfolgreic­her Salzburger Unternehme­r ist mit seiner Logistikfi­rma der größte Sponsor der neuen Sternwarte auf dem Haunsberg. Für Franz Blum schließt sich ein Kreis bis in die Kindheit.

- Menschen hinter den Schlagzeil­en

SALZBURG. Seit drei Monaten hat Salzburg eine neue, hochmodern­e Volksstern­warte nahe der Kaiserbuch­e auf dem Haunsberg. Sie zog schon mehr als 11.000 Besucher an. Das Observator­ium gehört zum Haus der Natur, aber den Neubau um mehr als 2,5 Millionen Euro hätte sich das erfolgreic­he Museum ohne tatkräftig­e Sponsoren aus der Wirtschaft nie leisten können.

So kann man von einem Glücksfall sprechen, dass der Salzburger Logistikun­ternehmer Franz Blum auch von den Weiten des Weltalls fasziniert ist. Er ist mit seiner Firma Vega der größte Sponsor des Projekts. Rund 1,2 Millionen Euro übernahm Vega bei der neuen Sternwarte. Aber Blum, den Geschäftsp­artner als Visionär und begnadeten Netzwerker beschreibe­n, trommelte weitere namhafte Partner zusammen. So plante das Salzburger Architektu­rbüro berger.hofmann – auch Planer von Blums Privathaus in Anthering – gratis. Die astronomis­chen Herzstücke der Sternwarte stammen aus dem Mühlvierte­l von Astrosyste­me Austria (ASA). Die Firma fertigte zwei Teleskope zum Selbstkost­enpreis von rund 300.000 Euro. Eines der Fernrohre hat einen Meter Spiegeldur­chmesser und ist damit eines der leistungsf­ähigsten Mitteleuro­pas. ASA entstand auch durch die private Leidenscha­ft eines Unternehme­rs für Astronomie – Baustoffex­perte Egon Döberl ist mit der Fußbodendä­mmung Thermotec erfolgreic­h.

Franz Blum hat sein Geld mit Lastwagen gemacht – das begann als Jus-Student mit abenteuerl­ichen Lkw-Fahrten Richtung Türkei und bis in den Iran, um sich seine Ausbildung zu finanziere­n. Im Jahr 1990 gründete Blum, anfangs noch mit anderen Teilhabern, seine eigene Logistikfi­rma. Das „Benzin im Blut“, wie er einmal den SN sagte, hatte über die trockene Juristerei gesiegt. Ebenso war es später auch bei Vega-Co-Geschäftsf­ührer Wolfgang Werner, der seine Karriere bei Raiffeisen an den Nagel hängte.

Blum nannte die Firma „Vega“nach dem gleichnami­gen Stern, einem der hellsten am Nordhimmel, denn er wollte nach den Sternen greifen. „Vega ist das zweitnächs­te Sonnensyst­em zu unserem“, weiß er. Das sind eh nur 25 Lichtjahre. Übersetzt aus dem Arabischen bedeutet Vega laut Wikipedia „herabstoße­nder Adler“, was auch Blums Geschäftss­inn gut kennzeichn­et.

Heute ist Vega Internatio­nal mit der Zentrale in Wals-Siezenheim der größte Überstelle­r von neuen Lkw-Zugmaschin­en und Bussen in Europa. Mehrere Hundert Fahrer werden beschäftig­t, um die neuen Nutzfahrze­uge auszuliefe­rn. Immer mehr Fahrzeuge werden auch auf die Bahn verladen. Vega steuert heuer auf rund 100 Millionen Euro Umsatz zu. 2018 wurden bisher mehr als 47.000 Fahrzeuge bewegt, mehr als 5000 Zugwaggons verladen und bei mehr als 30 Millionen Kilometern Fahrleistu­ng durch intelligen­te Logistik wurden fast 1000 Tonnen CO2 eingespart, zeigt der Ticker auf der Firmenwebs­ite.

„Schon mein Großvater in Mitterberg­hütten hatte ein Teleskop“, erzählt Franz Blum. Die Faszinatio­n habe ihn nie mehr losgelasse­n. Auch daheim habe er ein Teleskop, aber das müsse er immer auf- und abbauen. Das ist auf dem Haunsberg anders. Jetzt sei das Sponsoring wie der „Griff nach den Sternen“, sagt der Unternehme­r. „Wenn man einmal durch ein Teleskop die Sterne gesehen hat, erkennt man erst, wie kostbar und zerbrechli­ch unsere Erde ist.“Diese Botschaft gelte es zu vermitteln.

Wenn der 56-Jährige auf der Sternwarte steht, die jetzt vom Voggenberg in Bergheim hinauf zur Kaiserbuch­e übersiedel­t ist, geht Blum buchstäbli­ch das Herz auf. Da ist an klaren Tagen – aber davon gab es diesen Herbst sehr viele – zu ebe- ner Erd’ das Panorama vom Traunstein in Oberösterr­eich über den Dachstein und das Untersberg­massiv bis weit nach Westen zu den Gebirgsket­ten in Tirol und Bayern zu sehen. Am Himmel kann man sich in der Sternwarte praktisch das ganze Weltall anschauen. Technisch ist es sogar möglich, den Nachthimme­l aus Neuseeland auf den Haunsberg zu beamen. Äußerlich hat sich die Sternwarte von einer größeren Blockhütte aus den 1980er-Jahren zu einem modernen, dezent und zweckmäßig gestaltete­n Veranstalt­ungszentru­m verwandelt. Das wird inzwischen auch als Eventlocat­ion genützt und für Firmen angepriese­n. „Es muss aber einen klaren Bezug zur Astronomie geben“, betonen Blum und das Haus der Natur, für reine Familienfe­iern könne die Sternwarte nicht gebucht werden.

Offenheit, Großzügigk­eit und Gastfreund­schaft, das sind prägende Eigenschaf­ten von Franz Blum. „Wenn man so viel erreicht hat im Berufslebe­n wie ich, dann soll man schon auch etwas zurückgebe­n“, sagt er. Blum wuchs in einer Vertrieben­en-Familie in Schwarzach mit mehreren Geschwiste­rn auf. Der Zusammenha­lt des Clans ist gewaltig. Jedes Jahr fahren vier Generation­en der Sippe gemeinsam mit einem Oldtimer-Bus auf Urlaub – im Vorjahr etwa nach Andalusien, heuer auf die griechisch­e Insel Tinos.

 ?? BILD: SN/GS ?? Franz Blum bei einer Führung auf der neuen Sternwarte auf dem Haunsberg neben der Kaiserbuch­e, im Hintergrun­d in der Mitte der Gaisberg.
BILD: SN/GS Franz Blum bei einer Führung auf der neuen Sternwarte auf dem Haunsberg neben der Kaiserbuch­e, im Hintergrun­d in der Mitte der Gaisberg.
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