Waldbrände lösten Chaos aus: 230 Menschen vermisst
Der „World Disasters Report“zeichnet in puncto Klimawandel ein düsteres Zukunftsszenario. Am schlimmsten betroffen ist Asien. Doch auch eine Supermacht ist unter den Klimaopfern.
Verheerende Brände im Norden und Süden des US-Staats Kalifornien haben Hunderte Quadratkilometer Wald vernichtet und Tausende Häuser zerstört. Laut kalifornischem Feuerwehrverband CPF mussten rund 250.000 Menschen fliehen. In Paradise nördlich von Sacramento kamen laut Polizei 29 Menschen ums Leben. Im südkalifornischen Malibu verbrannten zwei Menschen in einem Auto. In Paradise, wo das Camp-Feuer 6000 Häuser zerstört hat, wurden laut Behörden rund 230 Personen vermisst.
WIEN. Was die Entwicklung des globalen Klimawandels und seiner Folgen betrifft, so gibt es – rein statistisch gesehen – lediglich eine gute Nachricht: Die Anzahl der weltweiten Naturkatastrophen hat im vergangenen Jahrzehnt im Vergleich zu jenem davor deutlich abgenommen. Wurden zwischen 1998 und 2007 insgesamt 4454 Fluten, Stürme, Erdbeben, Dürren und Waldbrände registriert, waren es von 2008 bis 2017 3751. Doch die Abnahme ist ein gefährliches Trugbild.
Denn die Zahl der Opfer und die Höhe der Schäden ist gestiegen. Es ist eine Bilanz des Schreckens, die der am Montagabend in der UNOCity in Wien präsentierte „World Disasters Report“(WDR) zieht: In den vergangenen zehn Jahren richteten Naturkatastrophen einen Gesamtschaden von 1,42 Billionen Euro an. 1522 Fluten und 1001 Stürme machten davon ein Drittel aus. Zwei Milliarden Menschen waren davon betroffen. 126 Fluten, 126 Stürme, 57 Wetterextreme, 25 Erdbeben, 27 Epidemien – das ist die Katastrophenbilanz für das Jahr 2017.
„Die Erwärmungstendenz der vergangenen 20 Jahre hat sich fortgesetzt. Das zeigten auch die Modelle“, analysiert der Klimatologe Gerhard Wotawa von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. „Im globalen Mittel beträgt die Erwärmung derzeit rund ein Grad. Es gibt aber auch schon Regionen mit drei Grad Erwärmung.“Dazu gehört nebst Grönland etwa auch Sibirien. Dort tauen die Permafrostböden auf, wodurch Methan freigesetzt wird, was zu einer weiteren Klimaveränderung führt. „Ein Teufelskreis“, attestiert der Klimatologe.
Wir erleben eine Verlangsamung der Strömungen. „Dadurch verstärken sich gewisse Einflüsse gegenseitig: Nimmt etwa die Meerestemperatur zu, gibt es auch mehr Hurrikans“, erklärt Wotawa.
Was der von den Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) jährlich herausgegebene „World Disasters Report“auch belegt: Die Naturkatastrophen fordern vor allem von China und Indien, den Philippinen und Indonesien hohen Tribut. Allein in China und Indien waren seit 2008 mehr als 1,2 Milliarden Menschen betroffen. Unter den traurigen „Top five“befinden sich jedoch auch die Vereinigten Staaten. Die Supermacht wurde in den vergangenen Jahren regelmäßig von Hurrikans heimgesucht, die zahlreiche Menschenleben forderten und ganze Städte unter Wasser setzten. Der wohl verheerendste war Hurrikan „Katrina“, der 2005 New Orleans zum Katastrophengebiet machte.
Doch nicht nur Fluten brachen über die USA herein. Vor allem der Westen des Landes, und da besonders Kalifornien, kämpft seit Langem mit extremer Dürre. Wassermangel und Waldbrände sind die häufige Folge.
Laut Vereinten Nationen benötigen im Jahr 2018 knapp 134 Millionen Menschen humanitäre Hilfe. Allerdings werden lediglich 97 Millionen für UNO-koordinierte Hilfsprogramme ausgewählt. Die übrigen sind auf Hilfe von Regierungen, dem Roten Kreuz oder anderen Hilfsorganisationen angewiesen.
„Viele können wegen Unterfinanzierung aber nicht erreicht werden. Dazu kommen Menschen, die nicht erfasst sind, weil sie in keiner Statistik aufscheinen oder keine Papiere haben, zum Beispiel irreguläre Migranten. Am Ende bleiben Millionen Menschen in ihrem Elend allein“, kritisierte Werner Kerschbaum, Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes.