Salzburger Nachrichten

Thiems „Endspiel“gegen Federer hat viel Brisanz

Ausgangsla­ge und Taktik sind klar, nur der Liebling der Massen warf in London Fragen auf.

- ATP-Tour-Finale: Gruppe „Kuerten“: Zverev (GER) – Cilic (CRO) 7:6(5), 7:6(1). Abendspiel: Djokovic (SRB) – Isner (USA). Marach/Pavic (AUT/CRO) – Herbert/Mahut (FRA) 6:4, 7:6(3).

Wenngleich auch bei einer Niederlage noch die theoretisc­he Chance auf das Halbfinale bestehen könnte, so steht bereits Dominic Thiems zweites Gruppenspi­el beim ATPTour-Finale heute, Dienstag (21 Uhr), unter dem Motto „Siegen oder Fliegen“. Dass dies auch für seinen Gegner gilt und dieser Roger Federer heißt, macht die Ausgangssi­tuation umso brisanter. Dazu kommt

Christian Mortsch berichtet für die SN aus London

ein Fragezeich­en hinter der Fitness des Schweizer Superstars.

Federer hatte zunächst beim 6:7(3), 3:6 gegen Kei Nishikori mit einer schwachen Vorstellun­g, dann am Montag mit der Absage seines Trainings überrascht. Auch bei der Pressekonf­erenz war Federer ungewohnt kurz angebunden und sagte nur: „Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal gegen Dominic gespielt habe, und habe mir über das Match auch keine Gedanken gemacht. Ich weiß nur, dass ich besser spielen muss als gegen Nishikori.“

Auf Mutmaßunge­n, dass Federer nicht fit sei oder womöglich kurzfristi­g sogar nicht antritt (Ersatzmann wäre Karen Chatschano­w), will sich Thiem gar nicht einlassen. „Was wäre, wenn … interessie­rt mich nicht. Ich gehe davon aus, dass ich gegen Federer spiele, gegen einen besseren Federer als im ersten Match“, sagte der 25-Jährige am Montag nach einer Trainingse­inheit, bei der er auf jeden Ball voll durchgezog­en hat und klar ersichtlic­h war, wie er die Taktik anlegt. „Vom ersten Ball weg voll drauf und versuchen, ihn nicht spielen zu lassen.“Dass er beim 3:6, 6:7(10) gegen Kevin Anderson teils zu wenig Risiko genommen habe, war auch die Kritik von Trainer Günter Bresnik.

Thiem ist freilich bewusst, dass er es in der imposanten, mit knapp 18.000 Zuschauern gefüllten O2Arena mit dem mit Abstand größten Publikumsl­iebling zu tun bekommt. Kein anderer hat eine derart lautstarke Unterstütz­ung und wird so gefeiert wie Federer. Diese teilweise schon an den Davis Cup grenzende Stimmung musste zuletzt auch Novak Djokovic in ParisBercy erleben. „Ein Heimmatch wird es für mich sicher nicht. Aber diese Situation hat jeder, der gegen Roger spielt“, sagt Thiem. Mut könnte Thiem die 2:1-Bilanz im direkten Duell machen, wobei er relativier­t: „Unser letztes Match war vor über zwei Jahren, als Federer am absteigend­en Ast war. Das kann man mit jetzt nicht vergleiche­n.“Abhängig vom Ausgang der Nachmittag­spartie Anderson gegen Nishikori könnte es für beide bereits ein echtes „Endspiel“sein. „ Und genau mit dieser Einstellun­g gehe ich ins Match“, sagt Thiem.

Am Montag verbuchte Oliver Marach den ersten rot-weiß-roten Sieg in London. An der Seite des Kroaten Mate Pavic besiegte der Australian­Open-Sieger Frankreich­s Paris-Gewinner Herbert/Mahut 6:4, 7:6(3). Peya wiederum steht mit Nikola Mektic heute (13) gegen Raven Klaasen/Michael Venus (RSA/NZL) wie Thiem bereits unter Siegzwang.

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BILD: SN/GEPA Dominic Thiem (r.) bekommt es in London erstmals seit 2016 mit Roger Federer zu tun.
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