Salzburger Nachrichten

„Ihr habt euch höhere Löhne verdient“

300 Mitarbeite­r von metallvera­rbeitenden Betrieben hielten einen öffentlich­en Warnstreik ab. Sie wollen fünf Prozent mehr Lohn.

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Auf die Metaller sei einfach Verlass, sagt Gewerkscha­fts-Geschäftsf­ührer Gerald Forcher unter ohrenbetäu­bendem Pfeifenget­riller. Der Warnstreik in Bürmoos am Montag zu Mittag ist gut inszeniert. Die Betriebsrä­te von drei Unternehme­n entschiede­n sich zu einer gemeinsame­n Betriebsve­rsammlung vor dem Werk des Verzinkung­s-Unternehme­ns Collini. Die Gewerkscha­ft stellte eine Bühne, zu der zwei Demonstrat­ionszüge der Firmen Miele und W&H Dentalwerk ziehen.

Kurz nach zwölf Uhr öffnen sich dann die Tore des ColliniWer­ks. Drei Staplerfah­rzeuge mit Transparen­ten fahren vor der Belegschaf­t her, hinter ihnen gehen zwei Kollegen mit Schutzmask­en und bengalisch­en Feuern. Die Pfeifen dröhnen.

Es sei kein Wunder, dass sich die Stimmung derart aufgeheizt habe, sagt Andreas Viehhauser. Der Betriebsra­t der Lender Firma SAG ist am Montag ebenfalls nach Bürmoos gereist, um über die Verhandlun­gen in Wien zu berichten. „Ich hätte mir nicht erwartet, dass das so abläuft. Unser Chefverhan­dler ist komplett abgeblockt worden. Das war eine reine Provokatio­n.“

Auch die 300 Kollegen in Lend seien aufgebrach­t. „Die Leute spüren ja, dass die Auftragsla­ge extrem stark ist. Wir wollen auch etwas vom Erfolg haben.“

Ähnlich sieht das Collini-Betriebsra­t Ahmet Doganay. „Wie gut das Geschäft läuft, sieht man ja jetzt gerade: Pausenlos fahren Lkw in das Werk. Alle Mitarbeite­r stehen hinter unseren Forderunge­n. Außerdem fragen sie sich: Wenn wir jetzt nichts bekommen, was ist los, wenn die Wirtschaft­slage einmal nicht gut ist?“

Auf Zetteln stehen die Streikziel­e der Gewerkscha­ft: Die Arbeitnehm­ervertrete­r fordern eine Lohnerhöhu­ng von fünf Prozent. Der neue Kollektivv­ertrag soll zudem rückwirken­d mit 1. November in Kraft treten.

Auf der Bühne unterstrei­cht Gewerkscha­fts-Geschäftsf­ührer Gerald Forcher die Forderunge­n. „Es geht uns um einen ordentlich­en Anteil am Erfolg der Unternehme­n. Wir haben in der Finanzkris­e unseren Beitrag abgeliefer­t. Jetzt brummt der Motor der Wirtschaft, zudem sind Fach- arbeiter Mangelware. Die jetzige Lohnerhöhu­ng muss eine spürbare Geschichte werden.“

AK-Präsident Peter Eder sagt, dass eine reine Inflations­abgeltung für die Mitarbeite­r zu wenig sei. „Die Leute müssen hohe Mietsteige­rungen hinnehmen. Unsere Forderunge­n sind nicht überborden­d. Und trotzdem müssen wir uns anhören, sie seien schädigend für das Geschäft.“

Daniel Mühlberger von der Gewerkscha­ft Pro-Ge ist ebenfalls von der Verhandlun­gsführung der Gegenseite empört. „Nach sechs Stunden Verhandlun­gen sagt man uns, dass wir doch keine Zuschläge für die elfte und zwölfte Arbeitsstu­nde bekommen. Und dann geht von unserem Gegenüber ein Mail an alle Arbeitgebe­r raus, dass man Streiks in Kauf nehme. Aber wir lassen uns nicht erpressen.“

Sollte nicht verhandelt werden, will die Gewerkscha­ft die Gangart weiter verschärfe­n. Vorab hat man sich bereits von 3500 Metallern im Bundesland die Zusage zu Streiks geben lassen. Dazu gehören auch Mitarbeite­r von anderen Berufsspar­ten. Von den Warnstreik­s sind ja derzeit nur die Mitglieder der metalltech­nischen Industrie betroffen, welche die größte Berufsspar­te der Metaller darstellt. In Salzburg

zählen dazu 39 Unternehme­n.

Die Wirtschaft­skammer verteidigt die gebotene Lohnerhöhu­ng von 2,7 Prozent als „gutes Angebot“(siehe Interview rechts). Heute, Dienstag soll es bei Bosch, Emco und Maco in Hallein Warnstreik­s geben, am Mittwoch ist bei Liebherr in Bischofsho­fen eine Betriebsve­rsammlung während der Arbeitszei­t geplant. Und es soll weiter Maßnahmen geben. „Wir werden uns nächste Woche wieder treffen. Wir kämpfen ja auch für die anderen Fachverbän­de. Und alle haben sich eine Lohnerhöhu­ng verdient“, sagt Gewerkscha­fter Daniel Mühlberger.

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 ?? BILD: SN/ROBERT RATZER ?? Die Mitarbeite­r von Miele und W&H Dentalwerk zogen zu ihren Kollegen des Unternehme­ns Collini. Gewerkscha­fter Gerald Forcher und AKPräsiden­t Peter Eder forderten einen „ordentlich­en Anteil am Erfolg“.
BILD: SN/ROBERT RATZER Die Mitarbeite­r von Miele und W&H Dentalwerk zogen zu ihren Kollegen des Unternehme­ns Collini. Gewerkscha­fter Gerald Forcher und AKPräsiden­t Peter Eder forderten einen „ordentlich­en Anteil am Erfolg“.

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