Wenn Milliardäre Medien machen
Warum der Einstieg Benkos bei „Krone“und „Kurier“fatale Folgen haben kann. Aber auch ein Kompliment für die Branche ist.
René Benko, der Jeff Bezos Österreichs. Seit publik wurde, dass sich der Tiroler Immobilien-Milliardär Anteile an „Krone“und „Kurier“gesichert hat, folgte der Vergleich beinahe reflexartig. René Benko dürfte es freuen. Es gibt wohl Schlimmeres, als mit dem reichsten Mann der Welt verglichen zu werden. 2013 kaufte Amazon-Gründer Bezos die „Washington Post“. Und machte aus dem in die Jahre gekommenen Medienschiff ein Schnellboot – auch dank 200 neu eingestellter Journalisten und 350 neu engagierter ITSpezialisten. Doch der Vergleich hinkt. Allein schon, weil Bezos das gesamte Verlagshaus aufgekauft hat, Benko aber lediglich mit 24 Prozent beteiligt ist. Dass der 41-Jährige „Krone“und „Kurier“im Alleingang umkrempelt, ist schlicht nicht möglich. Ist es dennoch zu begrüßen, dass ein Milliardär bei zwei der drei größten Kaufzeitungen einsteigt? Oder haben all jene recht, die sich vor dem wirtschaftlichen und politischen Einfluss des Branchenfremden fürchten?
Man muss sich nicht vom Zeitungsausträger bis zum Verlagschef hochgearbeitet haben, um in der Medienwelt erfolgreich zu sein. Jemand, der eine Redaktion von innen kennt, hält journalistische Prinzipien aber wohl eher hoch als ein reiner Wirtschafter.
Benko kann sanieren, er kann fusionieren. Das hat er bei Karstadt und Kaufhof bewiesen. Und er beweist es gerade bei Kika und Leiner (siehe Seite 13). Vielleicht schiebt er auch bei „Kurier“und „Krone“eine „Fusion“an, lässt Redaktionen zusammenlegen, setzt auf einträglichere Bereiche als Journalismus.
Es sind jedoch ebenso positivere Szenarien denkbar: Ein frischer Wind von außen kann ein Unternehmen so richtig durchlüften. Vor allem in solchen Segmenten, in denen die eigenen Vertreter jahrzehntelang mit ihrem Geschäftsmodell gut gefahren sind – aber von neuen Mitspielern rechts und links überholt wurden. Vielleicht kann Benko „Krone“und „Kurier“tatsächlich helfen, sich im Digitalbereich neu aufzustellen. Denn auch diese Fähigkeit hat er bereits in anderen Branchen bewiesen.
Dazu sollte sich die Medienwelt über das Interesse freuen: Wenn ein Unternehmer wie der Tiroler in das Segment investiert, sieht er Potenzial.
Es ist wohl ein typisch österreichischer Reflex, Neues zunächst einmal abzulehnen. Aber vielleicht sollte man René Benko den Vertrauensvorsprung einfach geben. Und hoffen, dass trotz aller wirtschaftlicher Überlegungen der Journalismus nicht auf der Strecke bleibt. Jeff Bezos hat den Spagat ja auch geschafft. Da ist er wieder, der Vergleich.