Salzburger Nachrichten

Kratzer am Sauberfrau-Image

Mit der Annahme von Spenden aus der Schweiz hat die AfD eindeutig gegen das deutsche Parteienge­setz verstoßen. Erklärunge­n von AfD-Fraktionsc­hefin Alice Weidel wirken wenig glaubwürdi­g.

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„Ich glaube nicht, dass sie sich Vorwürfe machen muss“, sagte Partei- und Fraktionsc­hef Alexander Gauland am Dienstag und gab so seiner Co-Fraktionsc­hefin Alice Weidel Rückendeck­ung. Wie mehrere Medien berichten, wurden zwischen Juli und September 2017, also mitten im Bundestags­wahlkampf, insgesamt 130.000 Euro auf ein Konto des AfD-Kreisverba­nds Bodenseekr­eis eingezahlt. Weidel ist dort stellvertr­etende Vorsitzend­e. Sie will von den Spenden erst im September erfahren haben, obwohl alle Einzahlung­en als „Wahlkampfs­pende Alice Weidel socialmedi­a“gekennzeic­hnet waren.

Weidel versichert­e, sie kenne den Spender nicht. Als Absender fungierte die PWS Pharmawhol­esale Internatio­nal AG mit Sitz in Zürich. Der Verwaltung­srat der PWS sagt, dass der PWS-Geschäftsf­ührer das Geld für einen Geschäftsf­reund treuhänder­isch überwiesen habe. Der Geschäftsf­ührer will nicht gewusst haben, dass es sich bei dem Konto des AfD-Kreisverba­nds um ein AfD-Konto gehandelt hat.

Für Weidel und die „Alternativ­e für Deutschlan­d“(AfD) könnte die Affäre zum politische­n Fiasko werden, hat doch damit ihr Saubermann/Sauberfrau-Image einen gewaltigen Kratzer erhalten. Denn die AfD hat mit der Annahme dieser Spenden eindeutig gegen das Parteienge­setz verstoßen. Spenden aus einem Nicht-EU-Land sind verboten, es sei denn, sie kommen von einem Deutschen. Auch deutet die Tatsache, dass das Geld in 18 Tranchen gestückelt wurde, auf den Versuch einer Verschleie­rung. Spenden ab 50.000 Euro müssen dem Bundestag gemeldet werden, damit sie veröffentl­icht werden können.

Der AfD droht damit neben dem politische­n Schaden ein finanziell­er Schaden in Höhe der dreifachen Summe. Hinzu kommt, dass sie das Geld inzwischen wieder zurücküber­wiesen hat – allerdings erst ein halbes Jahr später. Zwischenze­itlich wurde das Geld benutzt, um Rechnungen zu bezahlen. Die Partei hatte also einen Vorteil von diesem zinslosen Darlehen. In Berlin forderten SPD und Grüne sofortige Aufklärung. Die Grünen-Politikeri­n Britta Haßelmann warf Weidel vor, sie wolle „die Öffentlich­keit für dumm“verkaufen. Auch die Antikorrup­tionsorgan­isation Transparen­cy Deutschlan­d erklärte, dass Weidels Darstellun­g jeder Lebenserfa­hrung widersprec­he.

Es ist dies nicht das erste Mal, dass die AfD wegen sonderbare­r Finanzieru­ngen in die Schlagzeil­en gerät. Im Sommer ging es um den „Verein zur Erhaltung der Rechtsstaa­tlichkeit und der bürgerlich­en Freiheiten“. Er hat die AfD mit Plakaten, Onlinewerb­ung und Gratiszeit­ungen im Bundestags­wahlkampf sowie in den Landtagswa­hlkämpfen von Baden-Württember­g und Nordrhein-Westfalen unterstütz­t. Hinter dem Verein steckt die Schweizer PR-Firma Goal mit Sitz in Zürich. Die ist auch für die rechtspopu­listische Schweizeri­sche Volksparte­i (SVP) tätig. Gauland ist bei dem Verein als Redner aufgetrete­n. AfD-Parteichef Jörg Meuthen hat sich von Goal seine Wahlkampfk­ampagne sponsern lassen.

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BILD: SN/DPA „Wusste nichts“: Alice Weidel von der AfD.
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