So viele Tote wie noch nie
Trockenheit und „Teufelswinde“tragen dazu bei, dass sich die Brände in Kalifornien so rasch ausbreiten. Derart extreme Feuer sind in Österreich nicht zu erwarten. Doch das kann sich ändern.
LOS ANGELES. Die tödlichsten Feuer in der Geschichte Kaliforniens wüten weiter. Sowohl das „Camp“-Feuer bei Paradise im Norden des Bundesstaats als auch das „Woolsey“-Feuer nahe Malibu im Süden waren in der Nacht auf Dienstag (Ortszeit) nach Behördenangaben nur zu rund einem Drittel eingedämmt. Mindestens 42 Menschen starben beim „Camp“-Brand – mehr als je zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen. Im „Woolsey“Feuer kamen mindestens zwei Menschen ums Leben.
Wie konnte es so weit kommen? Die leicht entflammbare Vegetation, fehlender Niederschlag und geringe Luftfeuchtigkeit seien die „perfekten Zutaten für ein explosives dynamisches Brandwachstum“, sagte Chris Anthony von der kalifornischen Brandschutzbehörde der „Los Angeles Times“. Die Kalifornier sollten sich auf eine „lange und potenziell tödliche“Feuersaison einstellen. Eine weitere Hiobsbotschaft: Die berüchtigten heißen Santa-Ana-Winde (auch Teufelswinde oder roter Wind genannt) sollen erstarken und mit der trockenen Vegetation eine gefährliche Grundlage für eine Brandausbreitung schaffen.
Die Winde erreichten Geschwindigkeiten bis 100 km/h. Das erklärt Harald Vacik vom Institut für Waldbau an der Universität für Bodenkultur in Wien. Das stelle eine große Schwierigkeit für die Brandbekämpfung dar. Starke Winde machten die Feuer unkontrollierbar, die seien dann auch nicht mehr durch Barrieren wie Straßen zu stoppen.
Der Klimawandel sei ein Aspekt dafür, dass sich die Rahmenbedingungen von Jahr zu Jahr veränderten, sagt der Experte. Länger anhaltende Trockenperioden seien auch in Europa feststellbar, wie etwa diesen Sommer in Österreich. Ein weiterer Aspekt für die tödliche Zerstörung des Feuers ist aber auch das Bevölkerungswachstum. Immer mehr Menschen siedelten näher an Naturräumen. Damit steige entsprechend die Gefahr, dass Menschen zu Schaden kämen, erklärt Vacik. In Österreich gibt es pro Jahr rund 200 Waldbrände. Das sei im Vergleich zu anderen Regionen eher gering, erklärt Vacik. „Der Vorteil ist, dass wir ein sehr gut ausgebautes Feuerwehrwesen mit Freiwilligen haben, die sehr rasch reagieren können.“Werde der Brand auch noch früh entdeckt, würden so große Feuer verhindert. Auch wenn es hierzulande immer wieder geschehe, dass es zu größeren Bränden komme, die mehrere Tage oder eine Woche nicht gelöscht werden könnten wie etwa im Jahr 2014 in Absam in Tirol.
Aus derzeitiger Sicht seien solche extremen Feuer wie in Kalifornien in Österreich nicht zu erwarten. „Das könnte aber in 30 Jahren anders aussehen, denn die Prognosen gehen von einer deutlichen Zunahme von Tagen mit erhöhter Waldbrandgefahr in Österreich aus“, betont Vacik. „Wir müssen froh sein, dass in diesem Sommer so wenig passiert ist.“Die Anomalien würden sich von Jahr zu Jahr verstärken. „Es gab auch schon Jahre, wo in Tirol im Dezember Waldbrandgefahr herrschte und keine Feuerwerkskörper gezündet werden durften.“Nicht zu unterschätzen seien auch die Folgewirkungen von Bränden, vor allem wenn es Wälder betreffe, die eigentlich vor Lawinen oder Bodenerosion schützen sollten. Damit würden bestimmte Gebiete gar nicht oder allein durch großen finanziellen Aufwand bewohnbar. Künftig müsste bei Gebirgswäldern neben den Gefahren durch Sturmwurf und Borkenkäfer auch darauf ein Fokus gelegt werden. Vacik: „Das hat man bisher nicht so im Blick.“