Alles ist im Fluss: Gitarrist Muthspiel stellt Album vor
Bei Miles Davis klang es hoffnungsvoll sehnsüchtig: Der Trompeter machte den Song „Someday My Prince Will Come“einst zum Jazzklassiker. Wenn Wolfgang Muthspiel den Titel aufgreift, klingt auch ein Schuss Melancholie mit: „One Day My Prince Was Gone“heißt ein Stück auf seinem soeben erschienenen Album.
Es sei ein Tribut an Miles Davis und den 2016 verstorbenen Prince, erzählt der Gitarrist Montagabend bei seinem Konzert im Salzburger Jazzit. Dann klinkt sich das Quintett in den bedächtigen, aber beharrlich pulsierenden Groove ein.
Jazzikone Miles Davis und Popstar Prince: Beiden Einflussgrößen hatte der österreichische Musiker auch schon Anfang der 90er-Jahre Songs gewidmet. Damals markierte sein Album „Black and Blue“den Sprung ins internationale Spitzenfeld der Jazzvirtuosen. Seither hat sich das Thema, als Solist Virtuosität beweisen zu müssen, freilich schon lange erledigt. Im Mittelpunkt seiner jüngeren Bandprojekte steht das Verschmelzen individueller Stimmen zu einem BandSound, der einem beinahe klassischen Ideal der Klarheit verpflichtet scheint, sowie ein mühelos wirkender Klangfluss. „Where the River Goes“heißt das Album, auf dem Trompeter Ambrose Akinmusire, Pianist Brad Mehldau, Bassist Larry Grenadier und Drummer Eric Harland zur achtsamen Allstar-Band verschmelzen. Veröffentlicht hat es Muthspiel erneut beim VorzeigeLabel ECM.
Auf Tour ist der Gitarrist mit (bis auf Bassist Grenadier) veränderter Besetzung unterwegs. Die Sogwirkung erzeugt da in Salzburg Jeff Ballard mit fokussierter Rhythmus-Arbeit. Feine harmonische Wirbel bringt Pianist Colin Vallon ins Spiel, für den langen, melodischen Atem ist Trompeter Matthieu Michel zuständig. Im Zusammenspiel mit den frei fließenden Gitarrenlinien des Bandleaders kann das nicht nur lyrisch-traumwandlerisch klingen, wie im Song „Descendants“vom neuen Album, sondern auch durchaus überschäumend wie im temporeichen „Ride“, in dem das Quintett mitreißende Qualitäten entfaltet. Album: Konzert: